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wie es das Heeker nicht stärker getan hatte. Die typischen, doppelt
geschwungenen Bogen als Blende auf der über und unter dem
Schrein entlanglaufenden Platte, die Spitzengehänge, die Korbbo-
gen! Der niederländische Einfluß wirkt bei der ganzen zweiten
Gruppe nach. Ihre Werke, oft ein wenig gröber als das meisterhaft
gearbeitete Dortmunder, bilden dennoA fast jede seiner schwierigen
Detailbildungen nach.
Dritte Gruppe: Gesicherte Werke der
, Bunikmann-Werkstatt.
Das Tabernakel der Marienkirche in Lippstadt soll uns die
letzte Abwandlung des Typs vor Augen führen s"). Der Grundriß
ist noch stärker, achteckig gebrochen, sodaß das Tabernakel fast
rund wirkt. Die Fußplatte ist verdoppelt zu zwei gegliederten
Plattengeschieben übereinander. Den Fuß könnte man gegen den
der zweiten Art fast vereinfacht nennen. Die zwei Säulenstellungen
sind zu einer verschmolzen, bei der schon Haupt- und Zwischen-
träger unterschieden'sind. Von jeder Hauptstütze laufen strebebo-
genhafte figürlich besetzte Vorsprünge als Träger seiner Sockelplatte
zum Schrein hinauf. Der Schrein mit seinen zum großen Teil unge-
öffneten Seiten ist verhältnismäßig grob ausgeführt. Der plastische
Schmuck zeugt sogar deutlich von Werkstattarbeit. Auch die Kranz-
bogen mit ihren derb emportreibenden Scheitelbekrönungen stehen
der Feinheit Dortmunder Bildungen nach. Dennoch verkörpern sie
eine spätere Stufe: Gegen die straff hochgezogenen des ersten, die
nur leicht eingebauchten Eselsrücken der zweiten Gruppe sind diese
gedrungener, ja der Rundbogen, der sich bei Durchziehung der
konvexen unteren Bogenschwünge ergibt, tritt, hier noch verhalten,
bei den andern Werken des Typs deutlich, die ursprüngliche Form
übertönend, hervor.
Der Fuß des Sakramentshauses der Kilianskirche zu Corbach
stimmt wörtlich mit dem des Lippstädter überein, sein Oberbau aber
mit dem großen Sakramentshaus im Fritzlarer Dom^). Nach An-
gabe von Feiß entstand das Corbacher 1525, dis Lippstädter 1523,
das Marburger endlich nach Angabe von Rauch kurz vor 1524.
Die Daten bestäigen die fast völlige Gleichartigkeit der drei Werke.
Die Sakramentshäuser in Fritzlar und Corbach sind urkundlich
von Bernd Bunickmann aus Münster, das Corbacher unter Mithilfe
seines Sohnes Johannes, gefertigt ^). Das Lippstädter ist stilkritisch
mit Bestimmtheit derselben Werkstatt zuzuschreiben.
Aber nicht nur von diesen drei letzten Werken — von den ge-
samten Tabernakeln des späten Typs möchte ich annehmen, daß sie
80) Gute Abbildung im Inventar Westf. Lippstadt. Taf. 64.
81) Abb. Inv. Reg.^Bez. Cassel. Fritzlar. Taf. 56.
82) A. Leiss, a.a.O.
83) Christian Rauch, Fritzlar. Marburg o. J.
84) A. Leiss, a.a.O.

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