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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Uebersicht der Schicksale Ladenburgs
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0044
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von Odenbach/ und die Edelknechte Zeuch in von Meckenheim und
Raffan von Dalheim; sie bekriegten den Grasen, nahmen ihm seinen
Antheil und verkauften denselben zu Erb und Eigenthume an den
Pfalzgrafen Ruprecht den Ersten um sechstausend Gulden. Simon
von Spanheim, Walravs Sohn, händigte hierauf die frühere Urkunde
der Verpfändung dem Pfalzgrafen für ein und zwanzigtausend Gulden
auf'Wiederlösung ein. Selbst Bischof Eckard und das Kapitel wiesen
im Jahre sechs und achtzig den Grafen Simon wegen dieser Pfand-
schaft an den Pfalzgrafen, welcher aus besonderer Neigung für Worms
an dem Pfaudschilliuge sechstausend Gulden nachließ, und dem Stifte
den alleinigen Besitz des Saals vorbehielt.
Der Pfalzgraf und der Bischof übten demnach die Gerichtsbarkeit
über Ladenburg in Gemeinschaft auS, und theilten die Gefälle. Der
pfälzische Antheil wurde aber im Jahre vierzehnhundert neun und
achtzig von Kurfürst Philipp auf Wiederlösuug an das Bisthum
verkauft. Die ganze Stadt war also wieder stistwormsisch, und blieb
in diesem Zustande, bis Kurfürst Friedrich gedachte Hälfte wieder an
sich brachte, worauf er die von ihm angenommene neue Glaubenslehre
daselbst einführte, sich der Galluskirche bemächtigte, und selbige mit Jo-
hann Sylvanus besetzte, welcher nachher wegen versuchten Staatsver-
brechens und überführten Arianismus zu Heidelberg enthauptet wurde.
Ladenburg verblieb nun in solcher Gemeinschaft, und hatte nicht nur
wegen der unter den Einwohnern entstandenen Religionöirrungen vieles
Ungemach auszustehen sondern mußte auch die traurigen Folgen,

(13) Die ladenburgische Neformations- uud Kirchengeschichte ist im Kleinen ein
getreues Bild der ganzen pfälz ischen. Religiöser Fanatismus, Glaubenshaß,
Ketzerriecherei, Verfolgung nnd Gewaltthat, 'Brutalität und Niedertracht trieben
hier Jahrhunderte lang ihr abscheuliches Spiel, und wer die Akten darüber ein-
sicht, muß empört seyn. Obgleich die eine Hälfte der Stadt an die Pfalz geliehen
war, so verblieb die geistliche Gerichtsbarkeit, die Bestellung der Kirchendiener
und dergleichen ungetheilt bei dem Bisühnm. Der Bischof wohnte zu Laden-
burg mit einem Pfarrer und Kaplan. Neben diese drängte sich aber bald
ein Prädikant, welchen man von bischöflicher Seite aus gewähren ließ, bis
er in seinem Reformationöeifer zu weit ging, nnd die wenigen standhaft ge-
bliebenen Katholiken vollends aus ihrem Gottesdienste zu verdrängen suchte.
Jetzt wendete sich der Bischof an den Kaiser; es erfolgte ein scharfes Mandat,
blieb aber ohne Wirkung, da die pfälzische Regierung, ohngeachtet des heilig
beschworenen Neligionsfriedcns, Alles aufbot, den Katholizismus in Laden-
burg gänzlich zu unterdrücken. Es kam dabei zu empörenden Vorfällen,
welche den Bischof endlich nöthigten, die Stadt zu verlassen und sich abermals
 
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