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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Andreas Helmle. Biographische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0048
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4V

Diese herrliche Kunst ging aber während des siebzehnten Jahr-
hunderts, theils durch die Wirren des dreißigjährigen Kriegs, theilö
durch die Herrschaft des neuen Baugeschmacks, völlig verloren, oder
vielmehr, sie gerieth völlig in Vergessenheit, und es war unserer in
allem Technischen so fruchtbaren Zeit Vorbehalten, dieselbe mit erneutem
Eifer wieder in's Leben zu rufen. Und abermals waren es die Deutschen,
denen dieses Verdienst gebührt. In einer durch alterthümliche Kunst
berühmten Stadt, in Nürnberg, und in einer durch technische Kunst-
fertigkeit bekannten Gebirgsgegend, auf dem Schwarzwalde, waren
die Männer geboren, welche in der Geschichte der Wiedererfindung der
Glasmalerei obenan stehen.
Im Beginne des gegenwärtigen Jahrhunderts gelang cs dem
Sigmund Frank zu Nürnberg, alle die Mittel zu entdecken, deren
man zur Ausführung von Glasgemälden im bessern Geiste bedarf, und
die Arbeit, welche von ihm in den Dom zu Regensburg geliefert
wurde, berechtigte zu der sichern Erwartung, daß sofort das Beste könne
geleistet werden. Ohngefähr zu derselben Zeit (H machte Andreas
Helmle zu Freiburg im Breisgau die nämliche Entdeckung, ohne Ah-
nung von den Leistungen Franks, und unter weit schwierigeren Ver-
hältnissen, aber mit einer Geduld und Ausdauer, welche ihm die Krone
des ungeschmälerten Verdienstes erwerben.
Helmle wurde am eilften November siebzehnhundert vier und
achtzig zu Breitnau (H auf dem Schwarzwalde geboren. Sein Vater
war ein unbemittelter Bauersmann, und beschäftigte sich neben dem
Betriebe seines kleinen Gutes mit allerlei Schnitzwerken, mit Verferti-
gung von Gewehrschäftcn, von kleinen Figuren für die Spieluhren,
von Kruzifiren und dergleichen. Die starke Anzahl seiner Kinder nöthigte
die erwachsenen derselben, frühzeitig bei den benachbarten Bauern als
Hirtenknaben in Dienste zu treten; den neunzehnjährigen Andreas
führte das Geschick aber dennoch auf die seinem Talent entsprechende
Bahn. Er entlief seinem allzu harten Dienstherrn, und kam zu einem
Uhrenschildmaler in die Lehre. Nach vier Wochen glaubte der Junge
so viel von diesem Handwerke zu verstehen, daß er nach Hans zurück-
kehrte und es auf eigene Faust betrieb. Sein Vater, welcher sich früher

(3) Herr Botsseree könnte die beste Auskunft geben, vb die F r a n k i s ch e n
oder die Helmlesche n Versuche die ersten waren.
(4) DaS Pfarrdorf B r e t t n a u liegt oberhalb des Höllenthals, vier Stunden
von Freiburg.
 
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