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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Die Herren von Staufen im Breisgau
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0056
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Umsonst ermahnten ihn die Mönche, ehrerbietiger gegen den heiligen Trut-
bert zu seyn; drohend erhob er die Faust gegen das Kloster und schwur
mit höhnendem Stolze, keinen Stein davon auf dem andern zu lassen,
wenn er zurück seyn werde. Er kehrte aber nicht zurück. Denu als
der Herzog auf dem Heimweg mit seinem Gefolge an einen überfrore-
nen Fluß gerieth, und Otto den Uebergang versuchte, siel er durch
einen Sturz seines Pferdes rücklings auf das harte Eis, wurde halb-
entseelt nach einer benachbarten Hütte gebracht und verschied daselbst."
„Nach diesem Ausgange Herrn Ottos erhielt sein gleichnamiger
Vetter die Kaftvogtci, ein eben so stolzer und gewaltthätiger Mann,
der sich nicht scheute, den Sankt Trutbertinern ans einmal ihren ganzen
Vorrath von dreihundert Mutt Getreide hinwegzunehmen. Gegen diesen
Raub versuchten sie alle Mittel des geistlichen uind weltlichen Gesetzes,
aber vergeblich. Der Prozeß konnte zu keiner Entscheidung gebracht
werden, und die verlassenen Brüder mußten ihr Heil im Gebete suchen.
Endlich erhörte sie der Herr. Denn als Otto einen Bau am Schlosse
Staufen unternommen hatte, den er aus Geldmangel nicht vollenden
konnte, und ans das Gerüste trat, um deu Werkleuten aufzukünden,
glitt irgend ein Seil aus, wodurch er zu Falle geriet!) und sich tödt-
lich verwundete. Seine Laufbahn war zu Ende; kaum hatte er noch
so viele Zeit und Geistesgegenwart, seinen altern Bruder und einige
Minoriten an das Sterbelager zu rufen, um seiu Haus- und Seelen-
heil zu besorgen. Die Mönche sprachen ihm ernstlich zu, und erinner-
ten an das Kloster Sankt Trutbert, dessen Prior sich unter ihnen
befand. Da trng der Sterbende seinem Bruder feierlich auf, der ge-
kränkten Kirche Alleö wieder zu ersetzen, was er ihr jemals entrissen
habe. Freudig vernahmen dies die Umstehenden und den brüderlichen
Schwur der Erfüllung, und beteten für den Hingegangenen."
„Aber sein letzter Wille wurde nicht erfüllt. Der neue Kastvogt
behielt wortbrüchig Alles zurück, bis ihn ebenfalls die Rache des Him-
mels traf. Er wurde taub. Vergeblich waren alle Mittel; selbst die
berühmten Aerzte zn Montpellier verzweifelten an seiner Heilung,
und so führte der Unglückliche unter Verwandten und Bekannten ein
elendes, verachtetes Leben."
„Doch vermochte auch dieses Zeichen des göttlichen Zornes die
Gewalttätigkeit der Kastvögte nicht zu mildern. Als Herr Werner
einst in einer Fehde gefangen worden, und eines schweren Lösegeldö
bedurfte, ließ er durch seinen Verwalter Ottrich nicht allein die sankt-
trutbertischen Unterthanen gleichsam brandschatzen, sondern vom Kloster
 
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