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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Die Herren von Staufen im Breisgau
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0057
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selbst ein Unterpfand sür zwanzig Mark Silbers fordern. Was sollten
die Brüder thun? Eine Verweigerung brachte Gefahr, und für die
Gewährnng war kein Rückersatz zu hoffeu. In dieser Verlegenheit
sielen sie auf den Gedanken, ihr größtes Kirchenkleinod, das Kruzifix
mit der Heiligkreuz-Partikel, als Pfandstück auszuliefern, da der Kast-
vogt es nicht wagen würde, eine so geheiligte Reliquie in fremder
Hand zu lassen. Sie schickten also den Bruder Sänger damit nach
Krozingen, wo ihn Ottrich erwartete. Eine Menge Volks hatte sich
versammelt. Der Verwalter bestieg sein Pferd, und der Mönch über-
reichte ihm das Hciligthum mit dem Ausrufe: O liebes Kreuz, geb's
der heilige Trutbert, daß wir dich bald wieder zurückerhalteu! Jener
empfing es und gab seinem Pferde die Sporen. Aber siehe da — das
Thier stutzte und war mit keiner Mühe vom Platze zu bringen. Ein
freudiges Erstaunen ergriff alle Zuschauer, uud Ottrich, welcher in
dem Vorfälle einen Wink des Herrn sah, reichte das Kruzifix ehrer-
bietig zurück, worauf es der Sänger triumphirend wieder nach seinem
Kloster trug."
Diese Geschichten beweisen zur Genüge, in welcher Art die Herren
von Staufen die saukttrutbertische Kastvogtci verwalteten. Man würde
ihnen aber Unrecht thun, wenn man daraus auf ihren Charakter und
ihre Handlungsweise einen allgemeinen Schluß ziehen wollte. Die
von der Klofterchronik beklagten Gewaltthätigkeiten mochten manchmal
nichts Anderes als Repressalien oder der augenblickliche Ausdruck eines
gereizten Zornes gewesen seyn; man weiß ja, wie sehr es die Mönche
verstanden, auch die friedlichste Seele zu empören.
Andere Urkunden und Nachrichten belehren uns hinlänglich, daß
die staufische Familie auch Männer von eben so gottesfürchtiger als
ritterlicher Gesinnung erzeugte. Nur allzu fromm für das zeitliche Wohl
seines Hochstifts war Herr Werner von Staufen, Bischof zu Kon-
stanz ('0); eben so tapfer für den Sieg der Kirche, als freigebig gegen
geistliche Diener und Anstalten erwiesen sich Andere seines Hauses.
So hatte der Marschalk Gottfried der Aeltere mit seinem Bruder
und Sohn den Kreuzzug des Kaisers Barbarossa nach dem heiligen
Lande mitgemacht, und war von der Tapferkeit der Lazariten zu
Jerusalem so begeistert worden, daß er nach seiner Heimkehr zu Schlatt

(10) „krinceps erat eui niliit potius km886 le^itiir, äivini
okkcii cUÜAens cur», ita nt e)n8 causa rnulta ma»ni ponäerrs et morueuti
separieret." Er War Abt von 1206 bis 1210. Sttceii«, Constantia,
m. 4
 
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