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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Daniel Schöpflin. Eine biographische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0073
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überaus thcure, glorreiche Heimath nennt, und Ludwig den Fünf-
zehnten, dieses Spielzeug einer Pompadour, diesen Schandfleck auf dem
Throne, mit allem Aufwande der Schmeichelei und des Redeschmucks als
den Befreier, Erhalter nnd Beglücker des Elsasses, den Vertheidiger
der deutschen Freiheit und Friedensengel des Erdkreises preist!
Doch aber darf man zur Ehre Schöpflin's nicht vergessen, daß
er, nachdem der französische Hof so sehr auszuschweifen begann, die
Geburtstagsreden einem Andern überließ, und als man ihn zwanzig
Jahre später vermochte, die Rede auf die Feier der fünfzigjährigen
Negierung des Königs zu übernehmen, mehr von der Lage Europas
sprach, als von Ludwig selbst. Und alsdann, lag es nicht beinahe
allgemein im damaligen Geiste der Deutschen, alles Fremde dem Ein-
heimischen vorzuziehen, ausländischen Höfen gegen das eigene Volk zu
dienen, mit einem Worte — kein Vaterland, keine Nationalität zu
kennen? Was hätte Schöpflin für Deutschland leisten können, wäre
er nicht durch seiue unselige Zeit in eine so schiefe, zwitterartige Stel-
lung geratheu!
So mußte es auch kommen, daß der klassisch erzogene Gelehrte,
der französisch gebildete Weltmann seine Muttersprache — verachten
lernte. Schöpflin war so zu sagen ein eigentlicher Feind des Deut-
schen; er sprach es höchst selten und schrieb es noch seltener, und als-
dann wenig besser als ein Bauer. Sein Widerwille dagegen ging
so weit, daß er keine einzige deutsche Urkunde in die ^Isntin cliplo-
nmticm aufnehmen wollte, was aber seine Mitarbeiter an diesem Werke,
Koch und Lamey, glücklicher Weise verhindert haben. Ans dieser
unvaterländischen Sonderbarkeit kann man leicht einen Schluß ziehen
auf die Gründlichkeit der urkundlichen Forschungen Schöpflin's, da
vom dreizehnten Jahrhunderte an bei weitem die meisten Urkunden
deutsch abgefaßt siud. Ja, es ist sogar gewiß, daß er die deutschen
Quellen nicht einmal dem Wortlaute nach verstanden hat!
Bei Bearbeitung der zäringisch-badischen Hausgeschichte stützte sich
Schöpflin auf die Vorarbeiten des Pistorius, Jüugler, Förster,
Gamans, Sahler und Drollinger, wie auf die Beihilfe seiueö
Vetters Herbster, welcher ihm als damaliger markgräflicher Archivar
mit der uneigennützigsten, bereitwilligsten und freudigsten Ausdauer
an die Hand ginglZH. Seine eigenen Forschungen bei diesem Werke

(l3) Wie Schöpflin fortwährend auch schriftlich mit Herbster communizirte,
mag man aus folgendem Briefe entnehmen, welcher mir zufällig bei Händen ist:
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