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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Oehningen, das Dorf und ehemalige Kloster
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0080
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gewissen Leontius Offenburger zum Nachfolger, ohne vorher dem
Bischof eine Anzeige davon gemacht, oder dessen Genehmigung der
getroffenen Wahl nachgesucht zu haben. Dieser daher kassirte die
Wahl und befahl eine andere. Jetzt wurde Konrad Rupp von Kon-
stanz gewählt, jedoch nur gegen die Versichernng", daß die unmittelbare
Einmischung des Bischofs bei künftigen Vakaturen die Wahlfreiheit
des Konvents nie mehr zu beschränken habe. Der neue Probst war
ein böser Wirthschafter, und veranlaßte mehrmalige Klagen des Kon-
vents bei dem Bischof, welche aber lange Zeit keinen Erfolg hatten,
vermuthlich weil der Bischof Bedenken trug, einen Vorsteher zurecht zu
weisen, dessen Wahl sein Werk gewesen. In einer der Klagschriften
heißt es: „Darum hat der Herr Bischof zugesehen der üblen Haus-
haltung, so er ihm das Gottöhauö übergeben, und wiewohl wir uns
des viel beklagt, haben wir kein Einsetzung noch Förderung erlangen
mögen. Verwegen der Bischof vermeint, seinen Nutz wider löbliche alt
Gebräuch und Herkommen, auch unangesehen der Verhinderung der
Gottesdienst, zu verfolgen."
Was das Nebel vermehrte, war der Ausbrnch der Reformation
und des Bauernkriegs. Denn nun verfiel gar alle Zucht; einige der
Mönche verließen das Kloster, andere liefen den aufrührerischen Bauern
nach, und überhaupt stunden um diese Zeit die Sachen so schlecht, daß
nnr noch drei Konventualen im Kloster waren. Diesen Übeln Haushalt
und die ewigen Zwiste nahm der damalige Bischof Johann zu nähe-
rer Kenntniß, und vermochte so viel über die Konventsherren, daß sie
seinen Vogt zu Gaienhofen, Diethelm von Bayer, als Administrator
aufnahmen, welcher die schlechte Wirthschaft wieder in besseren Gang
setzen, des Probstes üblen Hauöhalt beschränken und den Frieden wie-
der Herstellen sollte. Zu gleicher Zeit aber ließ der Bischof durch ihn
alle Diener und Dienstboten des Klosters in Pflichten nehmen, und gab
überhaupt seinem Beamten eine sehr ausgedehnte Gewalt. Der Probst
ließ sich die neue Ordnung gerne gefallen, und die Konventsmitglieder
bezeigten sich um so zufriedener, je zuversichtlicher sie darauf rechneten,
daß nun bessere Wirthschaft eintreten, und nach des Probstes Tod alle
angeordnetcn Maßregeln ein Ende haben würden.
Als aber derselbe im Jahre fünfzehnhundert fünf und dreißig starb,
änderte sich die Gestalt der Dinge plötzlich. Bereits seit dem Beginne
des Jahrhunderts verwendeten sich die Bischöfe von Konstanz um die
Inkorporation Wer Abtei Reichenau und der Probstei Oehningen bei
dem römischen Hofe. Der verschuldete Zustand des Hochstiftes und
 
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