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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Oehningen, das Dorf und ehemalige Kloster
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0082
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Einen hauptsächlichen Grund, den Neugewählten zu verwerfen, nahm
aber der Bischof daher, weil derselbe ein Schaffhauser war, wo die
Reformation eingeführt wurde. Er befürchtete durch die Familienver-
bindungen O ffenburger's üble Folgen für das Kloster und den Ort
Oehningen. Endlich wurde der Regierung wiederholt vorgestellt,
wie viele Verdienste das Hochstift Konstanz um Kaiser und Reich habe,
und wie sehr es nun durch die Reformation in der Schweiz und in
Schwaben an Herrlichkeit, Einkommen und Rechten beschädiget und
geschmälert worden sey.
Während sich nun der Landvogt wie die Gemeinde nochmals kräf-
tigst für das Kloster verwendeten, und schon einige Hoffnung seines
Fortbestehens' faßten, ließ der bischöfliche Vikar den Probst und die
Konventsherren zu sich rufen, und eröffnete denselben: „Man habe
nicht nur längst die päbstliche Jnkorporationsbulle in Händen, sondern
nunmehr auch die Zustimmung des Königs Ferdinand, daß alle Einkünfte
des Klosters, insoferne sie nicht znm Unterhalt der Religiösen und des
Küchendienstes nöthig seyen, künftig dem Bischof gehören sollten." Er
machte ihnen hierauf den Vorschlag, sich auszukaufen, wenn sie mit
der wirklichen Aenderung sich nicht begnügen könnten. „Wollten sie
darauf nicht entgehen, so hätten sie nichts mehr zu erwarten. Nach-
dem der Bischof die Hauptsache erlangt habe, so würde er auch wissen,
das minder Wichtige zu erlangen. Er werde einen Pfleger in das
Kloster setzen, und sie müßten alsdann wieder Konventsbrüder seyn
und ihr Kloster geschlossen bleiben."
Auf diesen Antrag erwiederten der Probst und die Konventualen,
sie könnten sich auf der Stelle in keine Erklärung einlassen, da sie
erst mit ihren Freunden und Verwandten darüber sprechen müßten,
und auch selbst noch eine königliche Entschließung zu erhalten hofften.
Diese aber blieb aus, und der Bischof hatte bereits eine Deputation
der Gemeinde Oehningen zu sich nach Meersburg berufen, welcher
er sowohl die päbstliche Bulle, als die königliche Bestätigung derselben
eröffnete, und ihr dabei kurzweg bedeutete, daß er nun Herr des Orts
und Klosters sey. Die Nachricht hievon schlug die Hoffnung des
Probstes und Konvents zwar im Anfänge etwas nieder; doch, wie
schlimm ihre Angelegenheit auch stund, so verzweifelten sie keineswegs.
Sie fanden noch eine mächtige Stütze an dem nellenburgischen Land-
vogt Jakob von Landau.
Dieser Mann hatte während der Bauernunruhen ungemeine Tä-
tigkeit und ausgezeichneten Muth bewiesen, und war seinem Fürsten
 
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