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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Ein Spaziergang durch´s Markgrafenland
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0096
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Indessen gedieh sowohl die Herrschaft Röteln noch an die Hach-
berger selbst, als nach deren Abgang die Herrschaft Badenweiler an
ihre Erben, die Markgrafen von Baden, durlachischer Linie. Es
bildeten also dieselben mit der Landgrafschast ein zusammenhängendes
Gebiet, welches nebst den Herrschaften Hachberg und Mahlberg,
im Gegensätze zu dem an der Pfinz und Enz gelegenen Lande, die
obere Markgraffchaft Baden-Durlach, gleichwie im Gegensätze zu
dem öftreichischen Breisgau kurzweg „das Markgräfer Land" oder „das
Markgrafische" genannt wurde.
In diesen geschichtlichen Verhältnissen liegt nun natürlich auch
die Ursache des äussern Abstandes, welchen man noch heutzutage zwi-
schen dem ehedem öftreichischen und badischen Breisgau wahrnimmt.
Denn die verschiedene Regierungsweise, und besonders die Verschieden-
heit der kirchlichen Glaubensform, wirkten auf die Gesinnungen, Sitten
und Gebräuche, auf den Arbeitsfleiß und Wohlstand, wie selbst auf
die Kleidertracht, die Sprache und das körperliche Gepräge allmählig
so sichtbar ein, daß jener Abstand einen auffallenden Grad erreichte.
Im katholischen BreiSgan herrschen allenthalben die Farbe und
der Ton des heitern Lebensgenusses bei weitem vor; im protestan-
tischen dagegen sind die Folgen des Bestrebens nach dem Gegeiltheile
nicht zu verkennen. Der Markgräfer kleidet sich in Schwarz und
Grau, benimmt sich einfacher, trockener, ernster; er hat in seiner Aus-
drucksweise unverkennbar Vieles von der Sprache seiner Bibel und
seines Gesangbuches; das enge Zusammenleben und Vermischen nnr
mit Seinesgleichen brachte in die Gesichtsbildung eine gewisse Ein-
förmigkeit, und überhaupt mußte sich unter den kirchlichen und politi-
schen Verhältnissen, worin das markgräfische Volk herangezogen
wurde, sein ganzes Wesen einförmiger gestalten. Dagegen blühten
aber auch Ordnung, Fleiß und Wohlstand mehr empor, und es unter-
liegt keinem Widerspruche, daß der badische Breisgau hierin dem
öftreichischen löblich voranstund. In der nenern Zeit hat sich dieses
völlig wieder ausgeglichen; cS gibt beiderseits Gemeinden von gleich
traurigem sittlichen nnd ökonomischen Zerfall, während man hier wie
dort andere Gemeinden im erfreulichsten geistigen und materiellen Ge-
deihen wahrnimmt.
Von Freiburg herkommend betritt man zunächst oberhalb Staufen
die Gränzen der Markgrafschaft, und das erste markgräfische Städt-
chen, welchem man begegnet, ist Sulzburg. Ich hatte den Weg
dahin einem Freunde zu lieb über den berühmten Weinort Laufen
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