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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Ein Spaziergang durch´s Markgrafenland
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0125
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ILO

Die Geschichte dieser Familie bildet ein eigenthümliches kleines -
Gemälde, welches durch viele Züge sehr von dem traurigen Bilde des
gewöhnlichen Junkeradels abweicht. Einer vorzüglich bezeichnet das
rühmliche Andenken, worin ihr Name noch bis heute bei eiuer dank-
baren Dorfgemeinde fortlebt. Die Neuenfelser waren die Wohlthäter
ihrer Unterthanen, wenn auch die Beweggründe dazu nicht immer aus
einem freien Willen hervorgingen. Sie waren es aber, und auf
folgende Weise, wie die Chronik erzählt: „Im Jahre dreizehnhundert
sechs und sechszig verkaufte der Edelknecht Jakob von Neuenfels der
Gemeinde Britzingen den dortigen Bann. Durch diesen Kauf erhielt
dieselbe ihr eigenes Ding- und Waldgericht. Als die Britzinger noch
keine Bannrechte gehabt, sondern die Junker nach Gefallen die Einung
gefetzt und gestraft, auch allen Bannlohn eingezogen und die Bann-
warten bestellt — da denke Einer nach, wie armselig es zu Britzingen
gewesen sey! Es hat auch Frau Elsbeth von Neuenfels den Orten
Britzingen, Dattingen und Zunzingen ihren jetzigen Eichwald geschenkt;
die Murgharder sollen von der Theilnahme ausgeschlossen worden seyn,
weil sie einst die Edelfrau ausgelacht, als dieselbe auf einem Esel
durch ihr Dorf geritten. Ferner verkaufte im Jahr fünfzehnhundert
acht und dreißig Herr Christoph den Britzingern den Wald, das
Gehürst und die Matten, welche das Schloß Neuenfels umgaben.
So haben genannte Gemeinden von den Neuenfelsern theils kauf-,
theils schenkungsweise ihre Banngerechtigkeit und einen für alle Zukunft
wichtigen Schatz, ihre Waldungen, erhalten. Aber ungefähr um's Jahr
vierzig ist Herr Christoph mit seiner Hausfrau, einer Tochter, zwei
Mägden und dem übrigen Gesinde bei Nacht im Schlosse Neuenfels
jämmerlich ermordet worden. Er hatte einen abgerichteten Hund, wel-
cher täglich das Fleisch aus einem der benachbarten Orte abholte. Als
dieser ausblieb, schöpfte man am dritten Tage Verdacht und ging auf
die Burg, um nachznsehen. Da fand man die Ermordeten, acht an
der Zahl, und auch den Hund erschlagen im Schloßhofe. Es hat sich
niemals entdecken lassen, dnrch wen der Mord geschehen. Seither ist
das Haus nimmer bewohnt worden, sondern ein Stück nach dem an-
dern eingefallen (")."

balken auf viermal senkrecht getheiltem Schilde und einen Helm mit Schwanen-
hals und Flügeln.
(44) Diese sämmtlichen Nachrichten sind aus der von Pfarrer Herbst herausgc-
gebenen sogenannten Britzinger Chronik (Freiburg im Breisgau 1841).
 
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