Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

DOI issue:
Der Rappenkrieg. Eine Schilderung aus dem vorvorigen Jahrhundert
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0130
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
1L5

damit die Landesherren ihre Schulden bezahlen und verpfändete Gebiets-
theile einlösen konnten. Aber je näher man der Hälfte des sechzehnten
Jahrhunderts kam, um so bedenklicher sand man die fernere Bewilli-
gung. Der dritte Stand instruirte im Jahr zwei und sechzig seine
Abgeordneten besonders dahin, wo möglich den ferneren Einzug des
bösen Pfennigs abzulehnen, indem zu besorgeu sey, daß die Herrschaft,
wenn sie einmal den Ertrag desselben kenne, ihn nicht mehr werde
aufgeben wollen. In der That betrug auch die Einnahme damals
schon gegen dreimal hunderttausend Gulden.
Das war allerdings viel für jene Zeit, aber nicht genug für die
übergroßen Bedürfnisse der Erzherzoge. Gleich nach der vollzogenen
Landestheilung mit seinen Brüdern kam Ferdinand als neuer Landes-
herr des Breisgaus selbst dahin und erschien bei dem Landtage. Sehr
beredt schilderte er hier, welche großen Opfer man wegen des Einfalles
des Erbfeindes, der ungarischen und siebenbürgischen Unruhen, habe
bringen müssen, wie sehr nun die Staatskassen erschöpft sehen, und
wie viele Schulden er zur Landesrettung habe machen müssen. Man
solle eine Million von seinen Schulden übernehmen, jährlich fünfzig-
tausend Gulden zum Unterhalt seines Hofes beitragen, oder fünf Jahre
lang nebst dem Ertrage des bösen Pfennigs vierzigtausend Gulden
erlegen.
Man kann sich das Erstaunen und die Verlegenheit der Stände
bei dieser landesfürstlichen Postulation vorstellen. Es entstanden eifrige
und kräftige Erinnerungen dagegen, und ein Widerstand, dessen sich
der Erzherzog nicht versehen hatte. Endlich bewilligten die Stände
auf die begehrte Zeit den bösen Pfennig, alsdann jährlich zwanzig-
tausend Gulden für den Hofstaat und vierzigtausend noch besonders.
Diese letztem sollten jedoch lediglich nur zur Einlösung der Pfand-
schaften oder Kapitalien im Vorderöstreichischen verwendet werden.
Auf dem Ensisheimer Landtag des Jahres drei und siebzig erschien
aber der Erzherzog schon wieder mit neuem Anliegen. Er beklagte sich
über die Unzulänglichkeit der zuvor bewilligten Geldhilfe und verlangte
von den Ständen die Uebernahme von zwölsmal hunderttausend Gul-
den an seinen Schulden. Nach langen Debatten willigte man endlich
ein, die Hälfte dieser Summe zu übernehmen, woran viermal hundert-
tausend Gulden durch den bösen Pfennig einkommen sollten.
Allein der böse Pfennig war nun einmal verhaßt und ging schlecht
ein. Strenge Maßregeln, besonders gegen die Herrschaften gerichtet,
über deren Saumsal man klagte, halfen wenig. Denn schon im Jahr
*
 
Annotationen