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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Der Rappenkrieg. Eine Schilderung aus dem vorvorigen Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0132
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Erzherzog die längst angebrachten Beschwerden derselben wenigstens
zum Theil erledigte. Man bewilligte ihm die Summe von viermal
hunderttausend Gulden und den Maaspfennig auf acht Jahre, welchen
die Stände aber bald darauf, trotz all' ihres Unwillens, noch um
einen Rappen erhöhen mußten.
Als man nun zu Anfang des Jahres sechzehnhundert zwölf das
neue Umgeldsmandat verkündete und den neuen Maaspfennig zu erheben
anfing, da brach der lange verhaltene Unwille des Volkes endlich los,
und die so oft geäußerten, aber nie berücksichtigten Befürchtungen der
Stände trafen ein!
Das Landvolk befand sich damals in dem kläglichsten Zustande.
Mit der ordentlichen Schatzung, mit Zehenten, Quarten, Grund- und
Lehenzinsen und Leibeigenschaftsabgaben beladen, hatte es bereits viele
Jahre lang durch die Durchzüge eines zügellosen Kriegsvolkes alle
möglichen Drangsale erdulden müssen, dabei fand es in den Gesetzen
und der Verfassung des Landes nicht einmal Schutz für sein Eigen-
tum und Leben. Denn ein Heer von Landstreichern, Bettlern und Die-
ben durchftrich das Land, und hatte sich besonders in dem Schwarzwald
festgesetzt, wo es den unbewehrten Landmann brandschatzte, der froh
seyn mußte, wenn ihm sein ungebetener Gast nicht die Hütte über
dem Kopf anzündete. War es da zu verwundern, wenn das Volk
endlich ermüdete und schwierig ward? Die unkluge Erhöhung des
Umgeldes stachelte es zum offenen Widerstande auf.
Es traten zuerst die Landleute im Rheinthale, Frickthal,
Mettauer-, Ganzinger- und Sulzthal, alsdann die aus den
Grafschaften Wehr und Hauenstein, wie aus den Thälern Schönau
und Todtnau zusammen, hielten am achten März genannten Jahres
zu Niedermumpf eine Landgemeinde, und beschlossen einhellig, bei ihren
erst neuerlich wieder bestätigten Privilegien zu verharren, nichts Altes
abthun, nichts Neues aufkommen, und insbesondere keinerlei neue Lasten
und Abgaben sich aufladen zu lassen. Zwei andere Versammlungen
auf dem Säckinger Feld und im Burggarten in der Aue folgten der
ersten. Mit aufgehobener Hand schwuren da alle Landleute:
„Dem Kaiser und dem Erzherzog, als ihrem lieben Herrn und
Schirmvater, Gehorsam zu leisten und zu dienen nach Kräften; aber gegen
ihre Privilegien sich keine Beschwerde mehr aufladen zu lassen. Dadurch
sey bereits mancher Biedermann und Arme an den Bettelstab gebracht
worden. Sollte das so fort gehen, so müßten sie zuletzt Alle zu
Bettlern werden. Denn allschon sehen die Meisten von ihnen so
 
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