Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

DOI issue:
Der Rappenkrieg. Eine Schilderung aus dem vorvorigen Jahrhundert
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0135
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
12Ü

ihnen ihr altes Dinghofrecht bestätigt worden, hervorbrachten und
dessen Vorlesung verlangten. Da herrschte ungemeine Stille, Ruhe
und Aufmerksamkeit. Und wie die Stelle kam, daß sie, die Unter-
thanen, wider ihr altes Herkommen nicht sollten beschwert
werden, da schrien alle zumal: „So wollen, so meinen wir's. Dabei
wollen wir bleiben, leben und sterben, und Niemand soll uns davon
vertreiben."
Hierauf fragte man die Abgeordneten, ob sie den Inhalt des
Freiheitöbriefes verstanden hätten? Diese bejaheten es, und fuhren
dann in ihrer Rede gegen die Landleute fort: „Wir sind der Meinung,
daß euch Niemand gegen euere Freiheiten beschweren wolle. Denn der
Maaspfennig kann nicht als eine Verletzung euerer Privilegien ange-
sehen werden. Er ist nicht aufgedrungen, sondern eine mit den Stän-
den verabredete, und nur auf zwölf Jahre bewilligte Abgabe, die
nicht länger bestehen soll. Verweigert sie daher nicht, denn sie ist das '
Mittel, welches zur Rettung des Vaterlandes fuhrt, und ohne das
die Stände euerem Verderben nicht wehren könnten. Bedenket die
Folgen einer längeren Widersetzlichkeit, und fügt euch zu schuldigem
Gehorsam, da es noch an der Zeit ist."
Jetzt trat Einer aus den Reihen der Landleute hervor, und
redete also zu den Kommissarien: „Den Rappen können wir nicht
geben, denn wir sind arm und haben oft weder zu beissen noch zu
brechen. Mit Steuer, Schatzung, Zinö und Zehenten sind wir von
Obrigkeit, Städten, Pfaffemund Edelleuten dermaßen beschwerdet, daß
eS unmöglich länger mehr auszuhalten ist. Was wir im Schweiße
unseres Angesichts das Jahr hindurch bauen, ist am Ende desselben
nicht mehr unser. Als man den ersten Rappen und darnach den wei-
teren Heller bewilligte, so versprach man unS ebenfalls, daß es nur
einige Jahre währen sollte; aber man hielt nicht Wort, und es folg-
ten noch schwerere Schatzungen, Türkenfteuer und mehr solcher Lasten.
So können wir in der Folge nicht mehr haushalten." Und als bei
diesen Worten die Kommissarien den Redner unterbrachen und sagten:
„Das wird doch nicht die Gesinnung aller Anwesenden seyn", so hob
der ganze Haufe die Hände empor und schrie: „Ja, so sind wir
allesammt gesinnt."
Die Kommissarien gestatteten ihnen jetzt abzutreten, um die Sache
gehörig zu überlegen. Sie hofften^ daß der Haufen ruhiger werden
und ihren Vorstellungen alsdann williger Gehör geben würde. Aber
sie irrten sich sehr. Die Landleute benützten die Zeit ihres Abstandes,
 
Annotationen