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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Die breisgauische Freiherrenfamilie von Kaltenbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0146
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augethau gewesen, gleicherweis wie Konverseu und Brüder, hat aber
der Kirchendienste, als Läuten, Lichterpntzen und dergleichen, nicht
müssen gewärtig seyn, sondern wurde von dem Prälaten und ganzen
Konvent in hohen Ehren und Würden gehalten, wie billig, nach aller
Gebühr. Also hat er seinen Gottesdienst in Gebet und Fasten mit
strengem Ernst und großer Andacht, wie ein ganzer Konvent solches
zu aller Zeit gethan, geleistet und vollbracht."
Wibrecht übernahm als Stammherr der Familie die kaltenba-
chische Erbschaft, und Hedwig gab ihre Hand einem ebenbürtigen
Herrn, welchem sie eine reiche Mitgift zubrachte. Ehe aber Wibrecht
sich vermählte, bewog ihn die Liebe zu seinem Bruder, der Welt gleich-
falls zu entsagen, und das Rittergewand mit der Mönchskutte zu
vertauschen. Er versammelte seine Familie und den Konvent von
Sankt Blasien, und setzte in feierlicher Weise den Heiligen dieses Gottes-
hauses zu seinem Erben ein. Vater, Mutter und Bruder, welche er
im Stillen vorbereitet hatte, gaben mit Mnnd und Hand ihre öffent-
liche Zustimmung. So ging das ganze reiche kaltenbachische Besitzthum
im Breisgau, in Burgund und Rhätien, als ewiges Vermächtnis
an die Mönche von Sankt Blasien über GH!
Dem alten Wernherr aber, da er sehen mußte, wie nun die
Reihe seiner Väter beschlossen würde, mochte doch dieser Gedanke schwer
fallen. Es sollte wenigstens ein Denkmal seiner Familie, als wür-
dige Erinnerung ihres Stammes, auf die Nachwelt gelangen. In dieser
Stimmung begab er sich zu dem Abte und trug ihm vor, wie auf
Bürgeln im Sausenhard von Alters her ein Kirchlein bestehe, welches
ihm besonders am Herzen liege, weil seine Vorältern, wo des Landes
sie auch verblichen, immer dahin gebracht und dort zur Gruft bestattet

(11) Mau kann sich einer etwas mißtrauischen Verwunderung über solche Frei-
gebigkeit allerdings nicht erwehren, und Mancher möchte vermuthen, die
gutmüthigen, blindgläubigen Kaltenbacher seyen von den schlauen Sankt
Blasiern systematisch in ihr frommes Heldenthum eingeschult worden. Wer aber
die erschütternden Stürme des Jahrhunderts und den allgemein herrschend ge-
wesenen Hang nach dem ehelosen und klö st erlichen Leben betrachtet, wird
Wohl glauben, daß die damaligen Mönche, die ihnen vom Geiste der Zeit
dargebotene Gelegenheit der Bereicherung emsig genug benützt, aber auf keine
so betrügerische Weise, wie ihre spätern Standesgenossen, mißbraucht haben.
Das „in's Kloster gehen", war eine Schwärmerei des Zeitalters, wie diejenige
der Kreuzzüge; sie riß alle Stände und Alter hin, um so zahlreicher, je
blutiger die Parteikämpfe wütheten.
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