Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

DOI issue:
Die breisgauische Freiherrenfamilie von Kaltenbach
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0149
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
134

denen der Leichnam ehrlich empfangen und mit großer Solennität und
Andacht begraben worden ist. Solches geschah im November des Jah-
res eilfhundert und ein und dreißig."
Dem alten Wernherr folgte seine Gemahlin in kurzer Zeit
uach ("). Indessen war der Bau des Klosters Bürgeln vollendet, die
Kirche' vom apostolischen Gesandten zur Ehre des heiligen Johannes
cingeweiht ("), und von den Brüdern der Erstgeborene des Stifters
zum Vorsteher gewühlt worden, ein Mann, dessen überlegener Tugend
und Weisheit ein Jeder die ungeheucheltfte Achtung zollte. Weruherr
aber wollte nur geliebt sepu, und dieses bestimmte al? seine Handlun-
gen. Gegen die Armen folgte er dem Beispiele seiner Aeltern. Eines
Tages, mitten im strengsten Winter, begegnete ihm ein alter Mann,
der sich vor Hunger und Frost kaum noch an seinen Krücken zu halten
vermochte. Da verbarg er sich schnell hinter ein Tannengehölz, zog
sein Untergewand ans, eilte dem Armen nach, bedeckte ihn damit und
drückte ihm noch zwei Geldstücke in die Hand.
Daher war auch der Segen des Herrn in Allem, was Wern-
herr unternahm. Sein kleines Gotteshaus hob er zur freudigsten
Blüthe empor; zu Sankt Blasien genoß er das höchste Vertrauen —
der Abt, die Vater und Brüder, so oft eine Noth, eine Verlegenheit
sie traf, verlangten nur nach ihm, nur von ihm wollten sie Rath und
Trost haben. Und noch mehr, selbst auswärtige Prälaten, selbst Grafen,
Herzoge und Könige sollen den weisen und tugendhaften Probst von
Bürgeln gekannt und gesucht haben, sogar in Rom der Name Kalten-
bach mit Ehrfurcht genannt worden scpn. Aber, wen der Herr lieb
hat, den züchtigt er. Wernherr wurde von einer Kränklichkeit befallen,
welche ihn unfähig machte, ferner noch die Stelle des Vorstehers
pflichtgetreu zu versehen; er mußte seinen Bruder zu sich rufen, um
ihm die Verwesung des Gotteshauses zu übertragen.
Wibrecht, welcher , aus brüderlicher Anhänglichkeit den Ritter-

(15) Das Chronicon erzählt ihren Tod mit folgenden Worten: „kost V mensium
eiirrierila »r-rvi InnAuore prU8ata ex Iroc mundo anno VI( XXVI, IV 16.
Alartii est Über ata. Oumczue fam famqne ultimum nttraberet 8s>irameu,
silius ante eam prooumbeim: 0 inquit, morer, r/ttomm/o
ke OoMorescere lutuita eum, tute regponsum dedit: /-rctt-rer
Z)om»re, iuyuimm, cor -»eum r'-r testt'mmrrVr trrrr er nmr r-r nrmrr'/io-n." Der
gute Wibrecht verstund aber diese Worte nicht, und die sterbende Mutter-
mußte sie ihm durch deu Prior erklären lassen.
(16) Vergl. Gerbert Hl, 70.
 
Annotationen