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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Das Edelgeschlecht von Reinach
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0177
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hat. Er war es, welcher im Jahre sechszehnhundert drei und dreißig
der Stadt Konstanz mit fünfzehnhundert Mann auserlesenen Volkes
zu Hilfe kam, als sie durch Feldmarschall Horn belagert wurde. Nach
glücklicher Befreiung der Stadt von dem schwedischen Feinde zog
Johann Heinrich wieder zum kaiserlichen Heere, und stieg durch seine
rühmlichen Verdienste zum Feldzeugmeister empor. In dieser Eigen-
schaft wurde er Kommandant der Festung Breisach, und vertheidigte
dieselbe im Jahr sechszehnhundert acht und dreißig neun Monate lang
gegen die vereinigten Schweden und Franzosen unter dem Herzoge Bern-
hard von Weimar, und Breisach würde wohl, wie Konstanz, unbezwungen
die Belagerung überlebt haben, wenn nicht die fürchterlichste Hungers-
noth allen fernern Widerstand vereitelt hätte. Johann Heinrich ergab
sich durch Kapitulation an den Herzog, und erntete für seine lange
Ausdauer den Lohn, daß man ihn als Verursacher der Hungersnoth
beschuldigte, indem er im Anfänge der Belagerung Vieles von den
Vorräthen der Lebensmittel leichtsinnig oder um schnöden Geldgewinn
verkauft habe (^). Er starb drei Jahre vor dem münsterischen Friedens-

(25) Zur Beleuchtung dieses Punktes und zur Ergänzung unseres Aufsatzes über
Breisach (in der Badenia I, 228) führen wir aus dem trefflicheu Werke
Bartholds von dem dreißigjährigen Kriege einige Stellen hier an.
„Breisach, das gewaltige Bollwerk Deutschlands und Vorderöstreichs,
schätzten die Ferdinande als eines ihrer kostbarsten Kleinode, und hatten daher
Sorge getragen, dasselbe uneinnehmbar zu befestigen, und der Generalfeldzeug-
meister Hans Heinrich von Reinach, auf die Kunde vom Anmarsche Her-
zog Bernhards von Weimar, bereits große Vorräthe von Getreide nnd
andern Dingen in Villingen, Rothweil und Rothenburg aufgehäuft, welche
aber von den kaiserlichen Truppen während des Winters theils aufgezehrt,
theils durch unredliche Wirthschaft und Sorglosigkeit der Beamten vergeudet
wurden, theils nach der Schlacht von Rheinfelden in die Hände des Feindes
fielen, so daß Reinach nicht ohne Verdacht, Getreide zu seinem Vortheile
verkauft zu haben, schon im Anfänge der Belagerung den Bürgern ihre Vor-
räthe abnehmen mußte" (H, 105).
„Jetzt blieb dem Freiherren von Reinach kein anderer Ausweg, als der
Hungertod oder die Uebergabe. Noch am 27. November hatte er, als ihn
Bernhard zum dritten Mal unter angedrohter empfindlicher Strafe für seine
„unvernünftige Halsstarrigkeit" aufforderte, geantwortet: „es sey ihm gewisse
Kunde von nahem Entsatz — er müsse sich auf das Aensserfte vertheidigen."
Als Reinach aber am 4. Dezember die Hoffnungslosigkeit seiner Lage inne
ward, begann der Felsenfeste zu wanken und erbot sich zur Unterhandlung.
Als Einzelheit aus dem damaligen ekel- und schaudererregenden Zustande Brei-
sachs heben wir einzig hervor, daß Reinach mit furchtbarem Grimme an
 
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