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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Einiges Wenige über vaterländische Ortsnamen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0183
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hier ein Etsch-, Gaieu-, Malz- und Schwakenrente, ein Birken-,
Hecken- und Windenreute, ein Michels- und Kolmarsreute,
wie etliche einfache Reute und Reutehöfe. Noch weit mehrere
solcher Namen, welche jetzt erloschen sind, enthalten die alten Urkunden
und Vereine, woraus man wohl ersieht, daß dieselben ehedem besonders
zahlreich gewesen (°).
Das uralte Ingen, welches in unseren Ortsnamen so sehr häufig
erscheint, übersetzt man gewöhnlich mit Wohnung, HauS oder Hof;
es hat aber mehr den Sinn von Abstammung, Geschlecht, Familie,
wird also viel richtiger mit Heim gegeben, dessen Bedeutung auch
mehr im Geburtlichen als blos Oertlichen liegt (I. Hatte sich zum
Beispiel ein Franke Namens Luit fried im Hegau angesiedelt, so
nannte man seine Nachkommen die Luitfrid-Jngen, und wollte man
den Wohnort, die Heimath derselben bezeichnen, so sagte man Luit-
fridingun oder Luitfridingas, welches nach der heutigen Redeweise
„bei den Leipferdingern" oder „bei Leipferdingers" heißen würde.
Wir finden aber viele Ortsnamen auf ingen, wo dieses Anhäng-
sel nur eine Verkürzung des Doppelwortes Jng-Hofen ist. Denn
das ine-üova der ältesten Urkunden verkürzte sich im Volksmunde,
weil der alte Deutsche das g in ing wie ein k aussprach, zuerst in
ineon, dann in ieon oder iken, und ging auö diesem letzteren wieder
in ingen über. Hieß ein Alemanne zum Beispiel Bodo, so nannte
man das Hofgut seiner Familie öockino-llova, später öoümcchon,
Loltiaon, Bottikon oder Bottiken, und endlich Böttingen.
Man kann annehmen, daß in der Regel alle Ortsnamen ans
sel oder zel sich ehedem mit Sal oder Sol endigten, welches Grund
oder Boden bedeutet G). Wir haben ein Thunsel, Einsel, Eichsel,

(6) Das Wort kommt vor in der Form von Riuti, Rütti, Rente, Reuthe,
oder auch Rod und Roth, beide letzteren nach fränkischer Mundart; so
daß also z. B. unser Etzen- nnd Vokerroth von zwei Franken, Namens
LLLo und herstammte.
(7) Wenn der Deutsche sich einmal irgendwo auf eigenem Grund und Boden
niedergelassen hatte, dann war seine Ansäßigkeit von der zähesten Art, und
indem das untheilbare Hofgut streng in der Familie forterbte, so stossen
Wohnort und Abstammung in dem Begriffe Heimath zusammen, und diesen
drückt eben das alte Ingen aus, welches sonst als Bezeichnung der Geblüts-
Verwandtschaft und Abkunft diente, wie in Merovingen, Karolingen,
Agilolfingen.
(8) Es ist augenscheinlich verwandt mit dem lateinischen Kornm, nnd seine
 
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