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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Die kirchliche Glaubensänderung zu Ladenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0209
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Lebenswandel und Diensteifer die Achtung und Liebe der Bürgerschaft
erworben. Er neigte sich in seinen Grundsätzen und Vorträgen mehr
und mehr zu den Lehren der Kirchenverbesserung hin; der Bischof ließ
ihn aber gewähren, und selbst über das Verhältniß mit seiner Hauserin,
welche ihm mehrere Kinder geboren, ging man stillschweigend hinweg,
bis der gewissenhafte Vater, beunruhigt einerseits durch diesen zwei-
deutigen Zustand, andererseits dagegen bei dem allgemeinen Umsich-
greifen der Reformation in den pfälzischen Landen zu einem entschei-
denden Schritte ermuthigt — seine geheime Ehe durch öffentlichen
Kirchgang vor aller Augen zur gesetzlichen erhob.
Jetzt äußerte die altgläubige Partei laut ihre Mißbilligung, und
Bischof Dietrich fand sich veranlaßt, den Pfarrer Eckart, welcher
ohnehin noch nicht als vorn« pa8tnr bestätigt war, seines Amtes
zu entsetzen. Diese Entsetzung erregte unter dem bei weitem größeren
Theile der Bürgerschaft eine lebhafte Theilnahme für ihren Pfarrer.
Man wendete sich daher mit sehr dringender Bitte um dessen fernere
Belassung an den Bischof, und da solches ohne Erfolg blieb, da die
Ladenburger unter dem neuen Seelsorger bald „an Vortragung des
wahren und lautern Gotteswortes, wie in Administration der heiligen
Sakramente, etwas Mangel verspürt, wodurch sie und ihre Kinder
leichtlich in ein ungottesfürchtig und ruchlos Leben gerathen konnten",
so fanden sie sich gedrungen, „um der Ehre Gottes und ihrer Selig-
keit willen, sonst aber weder dem Bischof noch seinen Amtleuten zu
einem Ungehorsam", den Pfarrer Eckart aus eigene Kosten als Predi-
ger anznstellen. Sie versahen denselben mit einigen vakanten Pfründen,
deren Kollatur bei ihnen stund, und räumten ihm die Kapelle ihres
städtischen Spitales ein.
Es war dieses mit Gutheißen des Kurfürsten geschehen, und die
Bürger hatten sich zugleich wiederholt an den Bischof gewendet, und
ihn „als ihre Mitoberkeit gehorsamlich und in aller Demuth fleißig
gcbethen, auch also zufrieden zu seyn." Während sie aber von einem
günstigen Erfolg ihrer Bitte träumten, überraschte sie im April fünf¬
undfünfzig ein kaiserliches Mandat an Bürgermeister, Rath und
Viertelsmeister, worin denselben, unter Androhung einer Strafe von
zwölf Mark Silbers aufgelegt wurde, den widerrechtlich angenommenen
Prädikanten Eckart wieder abzuschaffen, und dem Bischöfe dagegen
allen gebührenden Gehorsam zu leisten. Der Magistrat, welcher „ob
diesem Mandat nicht geringe Entsetzung empfunden", wendete sich also-
bald in einer ausführlichen Bittschrift an den Kurfürsten, und ersuchte
 
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