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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Die kirchliche Glaubensänderung zu Ladenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0216
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wir im Eingänge dieses Aufsatzes gehört, wurde die Rheinpfalz
der Schauplatz eines Kampfes derselben, welcher unsägliche Ver-
wirrung, unsäglichen Jammer und Nachtheil über das arme Volk
gebracht hat.
Unter den vielen Gelehrten, welche zur Zeit Friedrich des Dritten
die heidelbergische Hochschule zu einem der berühmtesten Sitze der
Wissenschaft erhoben, zeichnete sich Olevian, ein Schüler und glühen-
der Anhänger Kalvins, durch seine umfassende Gelehrsamkeit, durch
seinen finstern Ernst und seine felsenfeste Beharrlichkeit besonders aus.
Dieser Mann wußte den »Kurfürsten ganz für die Grundsätze seines
Lehrers zu gewinnen, und als Folge davon wurde nun die genfische
Kirchenzucht in den pfälzischen Landen eingeführt. Letzteres war aber
nicht ohne einen heftigen Widerstand geschehen, denn es hatte sich eine
Partei gegem Olevians Wirksamkeit gebildet, welche die aufgeklärtesten
Köpfe der Hochschule zu ihren Streitern zählte, wozu auch der laden-
burgische Superintendent Silvan gehörte, dessen Geschick es seyn
sollte, das blutige Opfer des traurigen Kampfes zu werden.
Er stammte aus dem Etschlande, war Domprediger zu Würzburg
gewesen, zu Kalw als lutherischer Prediger, hierauf zu Kaiserslautern
als Superintendent angestellt und endlich nach Heidelberg berufen
worden, wo er die Stelle des kranken oder abwesenden Olevian an
der Heiliggeistkirche versah. Wer hätte damals glauben sollen, daß zwi-
schen den beiden Konfessionisten der rcformirten Kirche eine so verhäng-
nißvolle Todfeindschaft entstehen könnte? Aber das ist eben der Mensch
— er eifert für die gute Sache auf seinem Weg, und zerwirft sich
mit Jedem, welcher auf einem andern nach dem gleichen Ziele strebt.
Nachdem Silvan die Superintendentenstelle in Ladenburg erlaugt
hatte, mischte er sich leidenschaftlich mit seinem noch leidenschaftlicheren
Freunde Neuser in die Opposition gegen Olevian, und forderte da-
durch den unversöhnlichen Rachegeist dieses finstern Eiferers gegen
sich heraus.
Als der Sieg der Reformirtcn entschieden war, erfuhren natürlich
ihre Widersacher die volle Ungnade des Kirchenraths wie des Hofes, und
dieser Druck mußte sie eben so sehr erbittern als an einander ketten. Eine
solche. Lage bringt reiche Gemüther und entschiedene Köpfe durch ihre an-
geborene Thätigkeit stets in die Gefahr von Verirrungen, welche um so
verderblicher werden können, je mehr sie im Dunkel des Geheimnisses ihre
Geburtsstätte haben. So wurde auch das Pfarrhaus zu Lad en bürg
der geheime Versammlungsort einer Anzahl Verbündeter, welche theils
 
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