Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

DOI Heft:
Die kirchliche Glaubensänderung zu Ladenburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0222
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2V7

Das Ergebniß dieser Berichte und Vorschläge war endlich, daß
der Baut am neunzehnten Mai nach Ladenburg ritt, dort ein Mall-
schloß an die Thüre der Schloßkapelle legen, das über ihr befindliche
Heiligenbild aber herabnehmen und öffentlich aus der Stadt führen
ließ. Ein so beschimpfender Zugriff mußte natürlich den Unwillen
der Katholiken zu ähnlichem Verfahren aufreizen; am zweiten Tage
nach Verschließung der Kapelle erschien der bischöfliche Hufschmied mit
etlichen Begleitern davor, erbrach das Mallschloß, nahm dasselbe hin-
weg und führte es gen Speier. Als der ladenburgische Schaffner
diesen Auftritt vernommen, berichtete er ihn schleunigst an den Vant
nach Heidelberg und fügte den Vorschlag bei, die Kapellenthüre zu-
mauern zu lassen, „damit dem Muthwillen der verfluchten Baalöpfaff-
heit nicht zu viel eingeräumt werde" GH.
Diesen Bericht übermachte der Baut augenblicklich dem Pfalzgrafen-
Administrator und bemerkte dazu: „Da solche That der Pfaffen eine
große Bravada ist, und noch zu mehrerem Ungehorsam führen möchte,
so deucht mich in meiner Einfalt, nicht ungerathen zu seyn, wenn
man ihnen unverzüglich ein anderes Pößlein darauf wiese, wie daß
ich etliche Pferd und Schützen zu mir nähme und ihnen alle Thüren
an der Kapelle aufhiebe, und dieses wiederholte, so oft sie andere
machten; da müßte dieselbe wider ihren Willen offen stehen, und könnte
man alsdann, wo sie nicht nachgeben wollten, den Pfaffen mitsammt
dem Altar hinwegführen oder das Nest gar einreißen — aber je eher,
desto bester, bevor sie ein Mandat einbringen, so ginge Alles in
Einem hin" GH.
So viel Mühe gab sich die pfälzische Regierung, um in Laden-
burg den Katholizismus auszurotten, dessen getreue Anhänger man
anfangs als „lüderliches Gesindel" verachtet hatte. Aber es gelang
ihr keineswegs, eine so lang bewiesene Standhaftigkeit wankend zu
machen, was sie endlich dazu brachte, das Aeusserste zu versuchen.
Am dritten November fünfzehnhundert achtundachtzig berief nun der
Baut alle katholisch gesinnten Ladenburger nach Heidelberg, ließ
dieselben unter Begleitung zweier Stadtknechte vor sich führen, und
brachte, „neben höchlicher Verachtung und Verspottung der alten
katholischen Religion, ihres Glaubens und ihrer Zeremonien", einen

(32) Bericht des Schaffners, 6at. Ladenburg, 22. Mai 1587.
(33) Schreiben des Vauts an den Administrator, clat. Heidelb., 22. Mai 1587.
 
Annotationen