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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Otto von Hachberg, Bischof zu Konstanz
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0243
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Einkünfte wieder einzulösen. Dieses Mittel konnte aber nur wenig
helfen, da während des Konziliums der Aufwand des Bischofs sehr
gesteigert wurde.
Als Pabst Johaun zu Konstanz erschien, wurde er von Otto
und der ganzen Geistlichkeit feierlichst empfangen und auf die bischöf-
liche Pfalz gebracht. Die Verhandlungen des Kirchenrathes nahmen
einen großartigen Fortgang, warfen aber durch die Rauchsäulen vom
Scheiterhaufen des Huß und seines Schülers einen düftern Schatten
auf sich. Bischof Otto hatte sich anfangs geweigert, den böhmischen
Lehrer als Gefangenen zu übernehmen — indessen mußte er dem Drang
der Umstände folgen, und nach Jahresfrist traf ihn die traurige Pflicht,
dem Verdammten auch das Todesurtheil zu eröffnen!
Unter so vielen Geistlichen vom höchsten Range aus alleu Län-
deru der Christenheit durfte der Bischof des Ortes nicht als der Letzte
des' seinigen erscheinen. Otto lebte prächtig; er unterhielt eine zahl-
reiche Dienerschaft und hatte einen Marftall von vierundzwanzig Pfer-
den. Während jedoch die Menge der vornehmen Fremden sich für die
Langweile der kirchlichen Verhandlungen mit Turnieren? Luftfahrten
und andern Vergnügungen reichlich entschädigte, stiftete der Bischof die
Freitagsglocke zu Konstanz, und der Pabst verlieh derselben einen
Ablaß für alle Diejenigen, welche ihr Geläute mit einem Gebete be-
gleiten würden.
Der einzige Vortheil übrigens, welchen Otto im Interesse seiner
Geistlichkeit durch das Konzilium gewann, bestund in zwei päbftlichen
Bullen, worin die Freiheit des konstanzifchen Klerus von aller welt-
lichen Besteuerung und Belastung förmlich ausgesprochen war. Die
Verhandlungen des Kirchenraths aber, wegen der Verhältnisse der Bi-
schöfe zum römischen Stuhle überhaupt, hatten zu einem geringen Er-
gebnisse für die Letzteren geführt, und von dem Wenigen, was der
Pabst versprach, wurde uoch weniger gehalten.
So ging das große, weltberühmte Konzilium für Bischof Otto
und das^Hochstift vorüber wie eine glänzende Festlichkeit, deren Folgen
schmerzliche Ausfälle in der Kasse und vermehrte Schulden sind. Dies
war auch eine der Hauptursachen, warum im Jahre vierzehnhundert
vierundzwanzig das Kapitel die Administration der stiftischen Gefälle
selbst übernahm, und dem Bischof zu seinem jährlichen Unterhalte
zwanzig Fuder Wein, zweihundert Mut Kernen und zwölfhundert
Gulden baares Geld auswarf. Diese Beschränkung ertrug Otto na-
türlich höchst ungern, und wollte sie nach Jahresfrist wieder aufheben;
 
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