Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

DOI issue:
Otto von Hachberg, Bischof zu Konstanz
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0245
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
230

Heinrich Ehinger, ein gemeiner Bürger, durch das Versprechen,
innerhalb sechs Jahren die städtischen Schulden völlig zu tilgen, bei
den neuen Wahlen die beiden Aemter des Ober- und Unterbürger-
meisters auf so lange zu erhalten wußte. Die neuen Verordnungen,
welche dieser energische Mann sofort hervorrief, waren völlig gegen
den Geist der Geschlechter, und brachten dieselben zu der Drohung,
ihre Bürgerrechte aufzugeben und die Stadt zu verlassen, wenn ihnen
der Rath keine Genugthuung verschaffe. Es wurde nun eine Vermitt-
lung versucht, welche jedoch so sehr mißlang, daß der Bürgermeister
mit aller Strenge gegen die Geschlechter auftrat, während sich diese in
höchster Entrüstung zu dem Bischöfe begaben.
Otto, mit dem Abte aus der Reichenau und dem Grafen von
Fürstenberg, eilte voller Besorgniß vor den versammelten Rath, um
ihn zur Nachgiebigkeit zu vermögen, wurde aber nicht einmal angehört,
und kehrte unwillig zu seinen Patriziern zurück, welche sich stündlich
von der aufgeregten Bürgerschaft eines Angriffes in der bischöflichen
Burg versahen, wo sie bis des andern Tages versammelt blieben, und
endlich, der gebieterischen Nothwendigkeit weichend, unter Ausstellung
eines Reverses, den feierlichen Schwur leisteten, bis Martini des lau-
fenden Jahres mit Weib und Kindern die Stadt zu verlassen und eine
Abzugssteuer zu bezahlen.
Umsonst versuchten die benachbarten Herren und Städte, den kon-
stanzischen Rath wieder anders zn stimmen, und die Auswanderung
der Patrizier zu verhindern. Durch diese Hartnäckigkeit aber wurde
Bischof Otto, welcher sich bisher redlich bemüht hatte, zur gütlichen
Schlichtung der Sache das Seinige beizutragen, dermaßen aufgebracht,
daß er die Stadt ebenfalls verließ, und mit dem geistlichen Gerichte
nach Schaffhausen zog. Doch wich seine Entrüstung der angeborenen
Güte, und der edle Fürst that auch jetzt wieder Schritte zur Ausglei-
chung der ausgewanderten Geschlechter mit der Bürgerschaft. Auf zwei
Tagfahrten zu Konstanz wurde die Sache verhandelt, freilich ohne
besondern Erfolg, bis endlich der Kaiser erschien, die Parteien ver-
hörte, die Urheber der Umwälzung festnehmen und bestrafen ließ. Der
Revers wurde vernichtet, die Geschlechter kehrten zurück, und das
Stadtregiment gewann seine alte Gestalt. Sofort kam auch Bischof
Otto wieder, und gab dem Ralhe zum Zeichen der Versöhnung ein
prächtiges Gaftmahl.
Kaum aber hatte sich Otto mit der Stadt Konstanz in das alte
gute Vernehmen gesetzt, so zerfiel er auf's Neue mit dem Domkapitel,
 
Annotationen