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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Historische Schattenstriche. Etwas aus dem Archivarsleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0307
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fünfzehnhundert und vierzig. Es enthält einen Protokollauszug über
den Jnquisiten Beck aus der Gegend von Rothenburg am Neckar,
welcher mit seinen Gesellen innerhalb sieben Jahren in dem Bereiche
von Tübingen bis über den Schwarzwald und an die Bergstraße neun
Menschen ermordet hatte. Dieser Verbrecher that unter andern folgende
Aussage: „Eines Tages ist in Straßburg ein großer Mann mit
schier ellenlangem Barte, in grünem Hut und grauem Mautel, zu mir
gekommen, der hat mich in's Wirthshaus geführt und daselbst beim
Zechen verleitet, sechs Gulden auf die Hand zu nehmen und sein Ge-
selle zu werden; er heiße Ziegler, habe seinen Befelch und sein Geld
vom Türken und bis in die vierhundert Personen unter sich; er wolle
mir für jedes Haus, so ich auzünde und niederbrenne, weitere sechs
Gnlden geben. Ich habe ihn aber nachgehens nicht mehr gesehen,
sondern von seinen Gesellen das Geld empfangen. Dergleichen ist auch
in Colmar ein Hauptmann über die Brenner zu mir gekommen,
Namens Jselin, der sein Geld von einem Grafen aus Schweden be-
kommt, und hat mir vier Gulden ans die Hand gegeben, daß ich nach
seinem Befelch mit andern Gesellen in Frankenland, Elsaß, Breisgau
und an der Bergstraß' .geholfen fünfzehn Häuser verbrennen. Es sind
wohl gegen vierzig Leute in seiner Gesellschaft, welche all' morden und
brennen; ein Zweifelstrick und ein roth' Krenzel darin ist ihr Wahr-
zeichen."
Der Protokollauszug enthält nun weiter die Namen, Altersjahre,
Professionen und Kennzeichen eines großen Theils dieser Verbrecher;
die meisten waren Keßler, Spängler und Löffler. Der ravensburgische
Stadtrath hatte allen benachbarten Regierungen diese Mittheilung ge-
macht und sie ersucht, auf die signalisirten Personen, wie auf „die
deutschen und wälschen Krämer, so allenthalben in Städten und Flecken
auf die Jahr- und Wochenmärkte kämen, nnd gemeinlich graue Hüte,
graue Mäntel und große Paternoster trügen, wohl Acht zu haben,
denn sie sepen fast alle Mordbrenner."
Das zweite Stück ist eine Urfehde vom Jahr fünfzehnhundert
vierundvierzig. Es bekennt darin ein Bürger Tang old von Schultern,
daß er wegen „freventlichen, meisterlosen und unvernünftigen Droh-
und Scheltworten" auf deu schutterischen Abt, dessen Diener und Un-
terthanen in's Gefängniß gekommen sey. Die Veranlassung zu diesen
Schmähungen hatte die Erbschaft seiner Frau gegeben, welche die
äbtischen Beamten ihm „aufenthalten", da die Herrschaft Ansprache auf
einen Theil derselben machte. Im Gefängnisse nun blieb dem Hilflosen
 
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