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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Historische Schattenstriche. Etwas aus dem Archivarsleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0309
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aber führte ihn sein Begleiter nach Hause, um alles fernere Spektakel
zn verhüten. Doch dauerte das Schimpfen der Bürger fort, und als
sie sich vernehmen ließen, „man sollte die Gerftenfresfer zur Stadt
hinausschlagen," riff dem Holz end orfer die Geduld; er uahm seinen
Degen zu sich, eilte hinab vor den Sternen, legte dort seinen Rock
auf die Erde und rief zu ihnen hinein: „Nun, wer hat Mangel an
den Studenten? Er mag es anzeigen, ich will ihm hier zn Willen
seyn." Da aber Keiner erschien, so entfernte sich der Muthige nach
der Schneckenvorstadt.
Indessen kam es bald hierauf zn ernsteren Auftritten, denn als
die Bürger noch immer fortschimpften — „der Teufel solle die Gersten-
fresser holen; ihr Stolz sey nicht mehr zu leiden, sie müßten einmal
gethennt werden; es schicke sich nicht, daß man eine ehrbare Zunft
herausfordere, und es werde Dem mit der weißen Feder nicht also
hingehen," da erschien der Sebold abermals, und dies war das Zei-
chen zum Losbruch. Es wollte ihn zunächst ein Stadtknecht packen,
der Behende entwischte ihm aber und zog vom Leder, worauf Jener
den ersten Hieb nach ihm that. Nun sielen mehrere Bürger mit kurzen
Wehren über den Verhaßten her, und es würde ihm wohl schlimm
ergangen seyn, wenn er nicht mit Hilfe des herbeieilenden Studenten
Lang in seine Wohnung hätte entschlüpfen können. Jetzt aber geriet!)
dieser mit dem Stadtknechte in's Gefecht, erhielt von demselben einen
Streich in den Rücken und gab ihm dagegen, sobald er sich gekehrt,
einen Stoß aus die Brust, daß der Getroffene zu Boden sank. Wäh-
rend der Lang sich nun in Sicherheit begab, erhob sich der Stadt-
knecht wieder, und griff einen andern der herbeieilenden Studenten an,
den Langeneck, und versetzte demselben durch den Hut eine Wunde
in den Kopf, worauf ein Haufe Bürger mit Wehren, Hellebarden und
Bengeln so unbarmherzig über ihn hersielen, daß er einen Hieb über
die Hand und drei Stiche in den Leib erhielt. Vergeblich suchte der
Schwerverwundete in der Todtnauerin Haus zu kommen — die Bür-
ger hatten es den Studenten versperrt. Es mußte also eine Gasse
durch deu Haufeu bis zur Thüre gehauen werden, und dieses gelang
endlich, worauf sich die tapfern Musensöhne in ihre Wohnung wie in
eine Burg zurückzogen. Manche Wunde aber brachte dieser Rückzug,
und namentlich dem Lang en eck flogen eine Anzahl Bengel nach, wo-
von ihn einer unter der Thüre niederstreckte. Diese wurde nun zwar
geschlossen, aber ein Bürgerlicher bemerkte eine Spalte darin, und
brachte durch dieselbe mit seiner Hellebarde dem dahinter Liegenden
 
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