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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 16.1940

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Nierhaus, Rolf: Zur Topographie des Münsterberges von Breisach
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https://doi.org/10.11588/diglit.42537#0107

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Zur Topographie des Münsterberges von Breisach

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stattzeit oder Frühlatenezeit abgeschlossen gewesen sein, wie aus den Beobachtungen
an der Grube 1 hervorgeht. — In der Radbrunnenstraße (vgl. oben S. 99 f. und
Abb. 4) läßt sich über den Zeitpunkt der Auffüllung der Schicht n? angesichts der
wenigen Scherbenfunde nichts aussagen. Längere Zeit bewohnt war zweifellos der
Horizont der Feuerstelle o. Die in sich einheitliche Schicht rw muß ähnlich, wie die
ihr entsprechende Schicht 6 in der Schloßplahstraße (Abb. 5), in verhältnismäßig
kurzer Zeit in den Boden gekommen sein. Da in der Radbrunnenftraße eine dem
Wohnhorizont g der Schlvhplatzstraße verwandte Schicht fehlte, bleibt ungewiß,
wie bald die Auffüllung des verfärbten Lösses m nachfolgte, zumal ein genauer
zeitlicher Anhaltspunkt, bis wann die gesamten urnenfelderzeitlichen Schichten ab-
gelagert worden sein müssen, wie ihn in der Schloßplatzstraße die Grube i liefert,
in der Radbrunnenftraße nicht ermittelt werden konnte.
Andere Kräfte als menschliche Arbeit scheiden m. E. nach den Beobachtungen in
der Schlohplatzstrahe für die Entstehung der urnenfelderzeitlichen Schichten an
beiden Stellen aus. Die Mächtigkeit der aufgefüllten Erdmassen betrug, soweit
heute noch nachweisbar, in der Radbrunnenftraße maximal 2,60 oa, in der Schloß-
platzstrahe maximal 3,60 m. Die Auffüllung und Planierung eines Teiles des Müu-
sterbergplateaus verdient als außergewöhnliche vorgeschichtliche Arbeitsleistung
vermerkt zu werden.
Neben dürftigen Spuren der Hallstattzeit (s. oben S. 102) sind einige nicht sehr
zahlreiche Latenegruben zu nennen. Diese enthielten nur Scherben des älteren
Latene und weisen aus eine nicht sehr starke Besiedlung des Münsterbergs in dieser
Zeit hin. Dagegen kommt das späte Latene, das in der Fischer- und Händlersiedlung
von Breisach-Hochstetten, etwa 3 Irin, südöstlich des Münsterbergs, in so reichem
Maße vertreten ist", auf dem Münsterberg bis jetzt nur in Spuren vor. Vermutlich
diente der Münsterberg der Siedlung von Hochstetten als Zufluchtsort in Zeiten
der Gefahr und blieb in friedlichen Zeiten unbewohnt, so daß er kaum Spätlatene-
funde liefern konnte. Zwei gleichzeitig blühende Siedlungen in Hochstetten und
auf dem Münsterberg ist bei der geringen örtlichen Entfernung in vorgeschichtlicher
Zeit unwahrscheinlich, wenn nicht ausgeschlossen".
Ebenso fehlen bisher jegliche Spuren einer frührömischen Besiedlung. Die in
der heimatkundlichen Literatur des öfteren ausgesprochene Ansicht, auf dem Mün-
sterberg habe eines der mehr als 50 Kastelle gelegen, die Drusus im Iahre 12 v.
Ehr. nach Florus, Epit. 2, 30, 26 längs des Rheins anlegen ließ", läßt sich archäo-
logisch nicht im geringsten beweisen und ist im höchsten Grade unwahrscheinlich".
Dagegen wurde möglicherweise unter Klaudius (41-54 n. Ehr.) ein Kastell auf dem
Münsterberg errichtet. Jedenfalls befinden sich unter den verhältnismäßig weni-
gen römischen Scherben der Grabung 1938 mehrere, die klaudisch sein dürften, be-
sonders ein ziegelrotes Wandstück, das ein mit einem Rädchen eingedrücktes Zick-
zackmuster ähnlich dem Typus Hofheim 125^ aufweist. Für eine klaudische Anlage
" Dgl. G. Kraft, ebda. 1935, 225 ff.
" Dgl. G. Kraft a.a.O. 227.
" Z. B. P. Rosmann-F. Ens, Geschichte der Stabt Dreifach (Frbg. 1851) 44; zuletzt
I. Schmidlin, Dreifacher Geschichte (Breisach 1936) 13 f. — Die heimatkundliche Literatur
über Dreifach ist samt und sonders wissenschaftlich wertlos! und bestenfalls zur Gewinnung
eines ersten flüchtigen Äberblicks zu gebrauchen. — Zu den Drususkastellen vgl. zuletzt
F. Stähelin, Die Schweiz in römischer Zeit" (1931) 110; dort die ältere Literatur.
" Näheres vgl. in einem von mir geplanten Aufsatz über die Frühgeschichte von Drei-
fach in der Ztschr. f. d. Geschichte d. Oberrheins, zu dessen Entlastung die in diesen Zeilen
niedergelegten Erörterungen über die archäologisch-topographischen Ergebnisse der Gra-
bung dienen.
20 Dgl. E. Ritterling, Das frührömische Lager bei Hofheim i. T., in: Nassauische An-
 
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