Ruhig Blut! mahnte der Braune und wieherte laut, um die Prinzessin aufzuwecken. Aber sie 21
schlief und schlief. —
Weiter vorn, eine gute Strecke gegen das Schloß des Königs zu, war ein großer Haufen geklopfter
Steine geschüttet. Zwei Männer saßen darauf. Der eine saß unten in der Tiefe und ließ die
Beine in den Straßengraben hängen, der andere saß hinter ihm rücklings auf der Kante des
Steinhaufens.
Die beiden waren sich kurz vorher begegnet. Sie hatten sich gefragt, woher und wohin, und
als der eine sich an den Steinhaufen setzte und sagte, er warte auf jemanden, schwang sich
der andere auf den First des Steinhaufens und erwiderte: Ich will Dir warten helfen. Auf wen
wartest Du denn?
Der König hat mich hinausgeschickt, zu schauen und zu horchen, ob die Prinzessin Abend-
schön nicht komme. Er harrt ihrer sehnlich.
Was soll denn die beim Könige? fragte der fremde Geselle.
Man sagt von ihr, daß sie eine wundersame Macht in ihren Augen habe. Der kränkste
Mensch werde gesund und der traurigste froh, wenn sie ihn anschaue. Darum hat der König
zu ihr geschickt, damit sie ihm zur Genesung helfe. — Es wetterleuchtet. Ein Gewitter muß
hinter uns am Himmel stehen.
Es scheint so, sagte der Andere und schwieg eine Weile. Dann fing er an: Es gibt noch
andere Leute. Die könnnn auch etwas. Zum Beispiel ich. Hab ich nicht auch auf den
berühmtesten Hochschulen gelernt? Kenne ich nicht alle Pflanzen und alle Steine und ihre
geheimen Kräfte? Ich bin hierhergewandert, um die Krankheit des Königs zu erforschen und
um sie zu heilen. Was horchst Du denn?
Die Prinzessin kommt. Sie hat sechs wunderbare Pferde. Wenn die vor ihrem Wagen laufen,
so klingt und singt die Erde wie Glockenmetall. Hörst Du es nicht? — Hu, was es blitzt.
Das Gewitter ist näher gekommen, aber wie wunderlich, daß es nicht donnert!
Als der Diener so gesagt hatte, holte er eine Rakete aus der Tasche und zündete sie an.
Was machst Du? fragte der Fremde.
Das ist das Zeichen, daß die Prinzessin kommt. Jetzt reiten die Reiter ihr entgegen.
Derweilen war das Gefährt ganz nahe gekommen. Man sah die Schimmel durch die Nacht
schimmern und die goldenen Räder im Mondschein flimmern. Da dachte der Mann auf dem
Steinhaufen: Daß der Wagen die Achse bräche und die Prinzessin den Hals!
Ach wie es da wetterleuchtete, auf und ab und ab. Der ganze Himmel wurde hell und wieder schwarz
und wieder hell und schwarz, die Baumwipfel tauchten aus der Finsternis und verschwanden wieder.
Die Straße leuchtete bis zum Schloß und wurde wieder finster, und so noch einmal und noch
einmal. Da wurden die Pferde wild und rasend. Der Fuchs sprang auf die Seite, daß die
Deichsel geknickt wurde, die übrigen Pferde bäumten und stürzten übereinander. Der wackere
Diener warf sich dem nächsten in die Zügel, aber der Apfelschimmel schleuderte den armen
Mann an einen Baum, so daß er tot niederfiel. Die Pferde aber rafften sich auf und jagten
schlief und schlief. —
Weiter vorn, eine gute Strecke gegen das Schloß des Königs zu, war ein großer Haufen geklopfter
Steine geschüttet. Zwei Männer saßen darauf. Der eine saß unten in der Tiefe und ließ die
Beine in den Straßengraben hängen, der andere saß hinter ihm rücklings auf der Kante des
Steinhaufens.
Die beiden waren sich kurz vorher begegnet. Sie hatten sich gefragt, woher und wohin, und
als der eine sich an den Steinhaufen setzte und sagte, er warte auf jemanden, schwang sich
der andere auf den First des Steinhaufens und erwiderte: Ich will Dir warten helfen. Auf wen
wartest Du denn?
Der König hat mich hinausgeschickt, zu schauen und zu horchen, ob die Prinzessin Abend-
schön nicht komme. Er harrt ihrer sehnlich.
Was soll denn die beim Könige? fragte der fremde Geselle.
Man sagt von ihr, daß sie eine wundersame Macht in ihren Augen habe. Der kränkste
Mensch werde gesund und der traurigste froh, wenn sie ihn anschaue. Darum hat der König
zu ihr geschickt, damit sie ihm zur Genesung helfe. — Es wetterleuchtet. Ein Gewitter muß
hinter uns am Himmel stehen.
Es scheint so, sagte der Andere und schwieg eine Weile. Dann fing er an: Es gibt noch
andere Leute. Die könnnn auch etwas. Zum Beispiel ich. Hab ich nicht auch auf den
berühmtesten Hochschulen gelernt? Kenne ich nicht alle Pflanzen und alle Steine und ihre
geheimen Kräfte? Ich bin hierhergewandert, um die Krankheit des Königs zu erforschen und
um sie zu heilen. Was horchst Du denn?
Die Prinzessin kommt. Sie hat sechs wunderbare Pferde. Wenn die vor ihrem Wagen laufen,
so klingt und singt die Erde wie Glockenmetall. Hörst Du es nicht? — Hu, was es blitzt.
Das Gewitter ist näher gekommen, aber wie wunderlich, daß es nicht donnert!
Als der Diener so gesagt hatte, holte er eine Rakete aus der Tasche und zündete sie an.
Was machst Du? fragte der Fremde.
Das ist das Zeichen, daß die Prinzessin kommt. Jetzt reiten die Reiter ihr entgegen.
Derweilen war das Gefährt ganz nahe gekommen. Man sah die Schimmel durch die Nacht
schimmern und die goldenen Räder im Mondschein flimmern. Da dachte der Mann auf dem
Steinhaufen: Daß der Wagen die Achse bräche und die Prinzessin den Hals!
Ach wie es da wetterleuchtete, auf und ab und ab. Der ganze Himmel wurde hell und wieder schwarz
und wieder hell und schwarz, die Baumwipfel tauchten aus der Finsternis und verschwanden wieder.
Die Straße leuchtete bis zum Schloß und wurde wieder finster, und so noch einmal und noch
einmal. Da wurden die Pferde wild und rasend. Der Fuchs sprang auf die Seite, daß die
Deichsel geknickt wurde, die übrigen Pferde bäumten und stürzten übereinander. Der wackere
Diener warf sich dem nächsten in die Zügel, aber der Apfelschimmel schleuderte den armen
Mann an einen Baum, so daß er tot niederfiel. Die Pferde aber rafften sich auf und jagten