ßO Könnt Ihr Euch denken, fragte der König, was das für Geschwister sind, und wie die
sieben heißen?
Ich habe über die Zahl Sieben vieles gelesen, sagte der Gelehrte befriedigt. Sieben Engel treten
vor Gott, sieben Arme hat der Leuchter Jehovahs, ich kenne die sieben Weisen, auch die
sieben Weltwunder, sieben Sterne bilden das Siebengestirn, und sieben Schwaben zogen in
die Welt hinaus. Siebenmal fällt der Gerechte, und steht siebenmal wieder auf, siebenzigmal
siebenmal sollst du deinem Bruder vergeben,
Sieben Tage hat die Woche, warf der König ein.
Das ist zu gewöhnlich, sagte der Gelehrte wegwerfend. Die sieben Wochentage kennt ja
jedes alte Weib.
Der König war stehen geblieben und schaute in den Schloßhof hernieder. An dem Ziehbrunnen
stand des Torwärters Magd und zog den Eimer herauf.
Seht Ihr diese dort? fragte der König.
Es ist eine gewöhnliche Dirne, sagte sein Begleiter, ich sehe nichts besonderes an ihr. Sie
hat ein Auge verbunden.
Hinter dieser Augenbinde ist etwas wundersames verborgen.
Wieso?
Ist es Euch nicht aufgefallen, daß ich heute munterer bin? sehe ich nicht wohler aus als gestern?
Bemerkt habe ich es wohl, aber gewundert habe ich mich nicht; sagte der Gelehrte und lächelte
zufrieden. Das Gespräch weiser Männer hat oftmals solche Wirkung.
Diesmal irrt Ihr Euch, sagte der König. Aus dem Kammerfenster dieses Mägdleins dort
strömte die heilende Kraft.
Und dann erzählte er dem auf horchenden Begleiter, was er erlebt und was ihm der Torwärter
berichtet hatte.
Während er erzählte, ging sein Begleiter ihm zur Linken. Auf einmal fuhr der König mit dem
Kopf zurück und sagte:
Soeben wurde mein Auge geblendet wie von einem Blitzschein. Habt Ihr es nicht bemerkt?
Der Arzt biß sich auf die Lippen, blieb um einen halben Schritt hinter dem König zurück und
sagte, er habe nichts bemerkt.
Noch einigemale, während der König die wonnesame Wirkung des Lichtes schilderte, zuckte
er mit den Augen, sah hinter sich und zur Seite und schüttelte verwundert den Kopf.
Man hat Euch mit einem Spiegel geblendet. Oder wer weiß, vielleicht ist es wieder die Dirne
gewesen. Auch was Ihr gestern Nacht gesehen habt, war höllischer Zauber.
Ein Zauber mag es gewesen sein, aber ein himmlischer, kein höllischer. Und hinter der
Augenbinde der Dirne, die ihre Eimer dort unten trägt, hinter ihrer Augenbinde haust der Zauber.
Wenn Ihr solches wißt, sagte der Gelehrte, warum laßt Ihr sie nicht herführen. Wohlan, tut
es, so wollen wir die Binde abreißen und das Auge untersuchen.
Er hatte sich abgewandt und schaute in das Feld hinaus.
sieben heißen?
Ich habe über die Zahl Sieben vieles gelesen, sagte der Gelehrte befriedigt. Sieben Engel treten
vor Gott, sieben Arme hat der Leuchter Jehovahs, ich kenne die sieben Weisen, auch die
sieben Weltwunder, sieben Sterne bilden das Siebengestirn, und sieben Schwaben zogen in
die Welt hinaus. Siebenmal fällt der Gerechte, und steht siebenmal wieder auf, siebenzigmal
siebenmal sollst du deinem Bruder vergeben,
Sieben Tage hat die Woche, warf der König ein.
Das ist zu gewöhnlich, sagte der Gelehrte wegwerfend. Die sieben Wochentage kennt ja
jedes alte Weib.
Der König war stehen geblieben und schaute in den Schloßhof hernieder. An dem Ziehbrunnen
stand des Torwärters Magd und zog den Eimer herauf.
Seht Ihr diese dort? fragte der König.
Es ist eine gewöhnliche Dirne, sagte sein Begleiter, ich sehe nichts besonderes an ihr. Sie
hat ein Auge verbunden.
Hinter dieser Augenbinde ist etwas wundersames verborgen.
Wieso?
Ist es Euch nicht aufgefallen, daß ich heute munterer bin? sehe ich nicht wohler aus als gestern?
Bemerkt habe ich es wohl, aber gewundert habe ich mich nicht; sagte der Gelehrte und lächelte
zufrieden. Das Gespräch weiser Männer hat oftmals solche Wirkung.
Diesmal irrt Ihr Euch, sagte der König. Aus dem Kammerfenster dieses Mägdleins dort
strömte die heilende Kraft.
Und dann erzählte er dem auf horchenden Begleiter, was er erlebt und was ihm der Torwärter
berichtet hatte.
Während er erzählte, ging sein Begleiter ihm zur Linken. Auf einmal fuhr der König mit dem
Kopf zurück und sagte:
Soeben wurde mein Auge geblendet wie von einem Blitzschein. Habt Ihr es nicht bemerkt?
Der Arzt biß sich auf die Lippen, blieb um einen halben Schritt hinter dem König zurück und
sagte, er habe nichts bemerkt.
Noch einigemale, während der König die wonnesame Wirkung des Lichtes schilderte, zuckte
er mit den Augen, sah hinter sich und zur Seite und schüttelte verwundert den Kopf.
Man hat Euch mit einem Spiegel geblendet. Oder wer weiß, vielleicht ist es wieder die Dirne
gewesen. Auch was Ihr gestern Nacht gesehen habt, war höllischer Zauber.
Ein Zauber mag es gewesen sein, aber ein himmlischer, kein höllischer. Und hinter der
Augenbinde der Dirne, die ihre Eimer dort unten trägt, hinter ihrer Augenbinde haust der Zauber.
Wenn Ihr solches wißt, sagte der Gelehrte, warum laßt Ihr sie nicht herführen. Wohlan, tut
es, so wollen wir die Binde abreißen und das Auge untersuchen.
Er hatte sich abgewandt und schaute in das Feld hinaus.