26 MIRJAM (träumerisch): Er soll große Macht haben über die Menschen . . .
RECHA: Was wird sein? Ein neuer Prophet zu dem Dutzend alten! Er wird die Welt
nicht auf den Kopf stellen! . . . Ich fürchte, er wird das Galgenholz schleppen müssen . . .
MIRJAM: Was hat er den Menschen getan? Er hat niemanden Leides getan! Wie kann
man ihn richten?
RECHA: Er ist ein Neuerer und Aufrührer! Geh, laß mich mit so einem Menschen!
MIRJAM: Ja, was hat er mit mir zu schaffen? Mit mir und meinen Gedanken? Kann er
mir helfen zu dem Einen? . . . Mag er sehen, wie es ihm geht! ... Es ist viel Volks auf den
Straßen?
RECHA (durch die Teppiche am Fenster lugend): Es ist Osterzeit! . . . Aber jetzt wird es leerer . . .
(Sie geht rechts ab.)
MIRJAM (in Sich versunken): Was der fremde Rabbi Augen hatte! . . .
(Sie geht an den Tisch und nimmt die Harfe.)
Wie das Sandelholz duftet! . . . O Geliebter!
(Sie späht durch die Teppiche auf die Straße.)
Nacht . . . und die Straße leer . . . Nacht . . . Wann kommt mir die eine, die ich ersehne?
Nacht . . . Wie der Wind so weich und kühl vorübergeht! O du Balsam auf brennende
Augen! . . . Nacht, du sanftes beschwichtigendes Wort! Du holde Weise, die den scheuen
Schlaf lockt auf das Schmetterlingsfeld des Traumes! . . . Du süßestes Lied . . . Ach, du
bitterstes Lied für die Ungeduld harrender Liebe! . . .
(Sie hat sich auf das Lager gesetzt und singt, mit der Harfe begleitend.)
Ich habe das Lager zur Liebe bereitet.
Bunte Teppiche hab’ ich gespreitet.
Meine Kammer duftet von Narden und Wein.
O komm, ich harre so brünstig dein,
Mein einzig ersehnter Geliebter!
O komm doch! Es nahen auf eiligen Füßen
Die Stunden der Liebe, die heimlichen süßen.
Mein Lied geht wie ein Ruf durch die Nacht.
Die Sterne dämmern . . . die Sehnsucht wacht . . .
Und du kommst nicht, mein einzig Geliebter . . .
ZENTURIO (außen am Fenster): Mirjam!
MIRJAM (aufschreckend): Wer ruft?
(Schweigen.)
RECHA: Was wird sein? Ein neuer Prophet zu dem Dutzend alten! Er wird die Welt
nicht auf den Kopf stellen! . . . Ich fürchte, er wird das Galgenholz schleppen müssen . . .
MIRJAM: Was hat er den Menschen getan? Er hat niemanden Leides getan! Wie kann
man ihn richten?
RECHA: Er ist ein Neuerer und Aufrührer! Geh, laß mich mit so einem Menschen!
MIRJAM: Ja, was hat er mit mir zu schaffen? Mit mir und meinen Gedanken? Kann er
mir helfen zu dem Einen? . . . Mag er sehen, wie es ihm geht! ... Es ist viel Volks auf den
Straßen?
RECHA (durch die Teppiche am Fenster lugend): Es ist Osterzeit! . . . Aber jetzt wird es leerer . . .
(Sie geht rechts ab.)
MIRJAM (in Sich versunken): Was der fremde Rabbi Augen hatte! . . .
(Sie geht an den Tisch und nimmt die Harfe.)
Wie das Sandelholz duftet! . . . O Geliebter!
(Sie späht durch die Teppiche auf die Straße.)
Nacht . . . und die Straße leer . . . Nacht . . . Wann kommt mir die eine, die ich ersehne?
Nacht . . . Wie der Wind so weich und kühl vorübergeht! O du Balsam auf brennende
Augen! . . . Nacht, du sanftes beschwichtigendes Wort! Du holde Weise, die den scheuen
Schlaf lockt auf das Schmetterlingsfeld des Traumes! . . . Du süßestes Lied . . . Ach, du
bitterstes Lied für die Ungeduld harrender Liebe! . . .
(Sie hat sich auf das Lager gesetzt und singt, mit der Harfe begleitend.)
Ich habe das Lager zur Liebe bereitet.
Bunte Teppiche hab’ ich gespreitet.
Meine Kammer duftet von Narden und Wein.
O komm, ich harre so brünstig dein,
Mein einzig ersehnter Geliebter!
O komm doch! Es nahen auf eiligen Füßen
Die Stunden der Liebe, die heimlichen süßen.
Mein Lied geht wie ein Ruf durch die Nacht.
Die Sterne dämmern . . . die Sehnsucht wacht . . .
Und du kommst nicht, mein einzig Geliebter . . .
ZENTURIO (außen am Fenster): Mirjam!
MIRJAM (aufschreckend): Wer ruft?
(Schweigen.)