g8 Ach, wie ich des ganzen Lebens überdrüssig bin! Da werden die Menschen geboren und
kommen ins Leben hinein und das macht mit ihnen, was es will! Es wirft sie durcheinander
wie ein Kind sein Spielzeug, und hat auch nicht mehr Acht darauf. Es macht eine Königin
und eine Buhlerin . . . ein Geschöpf wie ich es bin . . . mit kurzen Gedanken und langen
Wünschen, vergifteten Träumen, schwülen Nächten und elenden Morgen! Es jagt uns hin
und her; wir haben in der Ruhe keine Ruhe und in der Unruhe verlangen wir nach Stille.
Einen läßt es in tyrischer Seide und auf persischen Teppichen geboren werden . . . und ein
anderes im Staub der Gasse, im Abraum. Aber alle wissen wir nicht, was wir sind und was
wir wollen! Und ich weiß es am wenigsten! . . . Wie mir die Gedanken wandern! Wie
Wolken vor dem Winde! . . . Nein, ich weiß nicht, was ich bin! Und warum ich so bin, wie
ich bin! Aber ich denke zuweilen: ich könnte auch anders 'sein. Anders . . . Aber wäre ich
dann noch ich? . . . Nutzlose Fragen . . . Ich will schlafen gehen! Auf mein einsames . . .
mein einsames Lager! Der Nachtwind geht hin und her! Er wird mich nicht schlafen lassen!
Er gleicht mir . . . Ein Bettelkind, das seinem Glücke nachläuft und es nicht finden kann . . .
(Sie greift in die Haare und nimmt die Schnüre heraus; zieht
die Spangen und Halsketten ab und tut sie in das Kästchen.)
Für was hab ich mich geschmückt? . . . Ach, bitter bist du, Leben! Den einzigen großen letzten
Wunsch versagst du mir! Ich hätte ihn nur flüchtig erfüllt träumen mögen und dann ausgehen
wie ein müdes Feuer . . . das noch ein letztes Mal entfacht wird und sich in seiner eigenen
Glut verzehrt! ... Es ist alles nichts! Wein! Vergessen ....
(Sie trinkt hastig etwas Wein. Dann streckt sie sich aufs Lager hin.)
Sie kommen so kraus und wirr, die Gedanken . . . Sie überpurzeln sich wie Kinder auf der
Gasse . . . „Mein Freund ist mir ein Büschel Myrrhen, das zwischen meinen Brüsten hänget.“
... O du Taube Salomos .... wie ich . . . dich beneide . . .
(Stille.)
(Recha tritt herein. Sie trägt eine Ampel in der Hand. Sie stellt die
Ampel auf den Tisch, auf dem die Laute lag und löscht die Laterne.)
RECHA: Sie schläft . . . Ich will die Fenster verwahren. Aber erst mein Gebet sprechen!
(Sie beginnt zu beten. Man hört einen kurzen Aufschrei, dann noch einen und Gemurmel.)
Was war das?
(Sie eilt rasch ans Fenster und hebt den Teppich.)
Nichts . . . Mir wars als hörte ich einen Schrei! Herr Abrahams und Jakobs, bewahre uns!
Es ist viel fremdes Volk in der Stadt! Ich will die Läden gleich vorlegen . . .
(erschreckt.)
Da kommen Leute . . . Was schleppen denn die?
(Zenturio und römische Soldaten. Sie schleppen einen Toten über die Bühne vor die Türe Mirjams.)
kommen ins Leben hinein und das macht mit ihnen, was es will! Es wirft sie durcheinander
wie ein Kind sein Spielzeug, und hat auch nicht mehr Acht darauf. Es macht eine Königin
und eine Buhlerin . . . ein Geschöpf wie ich es bin . . . mit kurzen Gedanken und langen
Wünschen, vergifteten Träumen, schwülen Nächten und elenden Morgen! Es jagt uns hin
und her; wir haben in der Ruhe keine Ruhe und in der Unruhe verlangen wir nach Stille.
Einen läßt es in tyrischer Seide und auf persischen Teppichen geboren werden . . . und ein
anderes im Staub der Gasse, im Abraum. Aber alle wissen wir nicht, was wir sind und was
wir wollen! Und ich weiß es am wenigsten! . . . Wie mir die Gedanken wandern! Wie
Wolken vor dem Winde! . . . Nein, ich weiß nicht, was ich bin! Und warum ich so bin, wie
ich bin! Aber ich denke zuweilen: ich könnte auch anders 'sein. Anders . . . Aber wäre ich
dann noch ich? . . . Nutzlose Fragen . . . Ich will schlafen gehen! Auf mein einsames . . .
mein einsames Lager! Der Nachtwind geht hin und her! Er wird mich nicht schlafen lassen!
Er gleicht mir . . . Ein Bettelkind, das seinem Glücke nachläuft und es nicht finden kann . . .
(Sie greift in die Haare und nimmt die Schnüre heraus; zieht
die Spangen und Halsketten ab und tut sie in das Kästchen.)
Für was hab ich mich geschmückt? . . . Ach, bitter bist du, Leben! Den einzigen großen letzten
Wunsch versagst du mir! Ich hätte ihn nur flüchtig erfüllt träumen mögen und dann ausgehen
wie ein müdes Feuer . . . das noch ein letztes Mal entfacht wird und sich in seiner eigenen
Glut verzehrt! ... Es ist alles nichts! Wein! Vergessen ....
(Sie trinkt hastig etwas Wein. Dann streckt sie sich aufs Lager hin.)
Sie kommen so kraus und wirr, die Gedanken . . . Sie überpurzeln sich wie Kinder auf der
Gasse . . . „Mein Freund ist mir ein Büschel Myrrhen, das zwischen meinen Brüsten hänget.“
... O du Taube Salomos .... wie ich . . . dich beneide . . .
(Stille.)
(Recha tritt herein. Sie trägt eine Ampel in der Hand. Sie stellt die
Ampel auf den Tisch, auf dem die Laute lag und löscht die Laterne.)
RECHA: Sie schläft . . . Ich will die Fenster verwahren. Aber erst mein Gebet sprechen!
(Sie beginnt zu beten. Man hört einen kurzen Aufschrei, dann noch einen und Gemurmel.)
Was war das?
(Sie eilt rasch ans Fenster und hebt den Teppich.)
Nichts . . . Mir wars als hörte ich einen Schrei! Herr Abrahams und Jakobs, bewahre uns!
Es ist viel fremdes Volk in der Stadt! Ich will die Läden gleich vorlegen . . .
(erschreckt.)
Da kommen Leute . . . Was schleppen denn die?
(Zenturio und römische Soldaten. Sie schleppen einen Toten über die Bühne vor die Türe Mirjams.)