5o von schneeig leuchtender Seide, und auf dieser weißen Decke und unter der blauen Kuppel
rief nun alles: Empor! Empor! Exzelsior!
Wie in stiller Selbstzufriedenheit über die Ruhe und Vollendung starrten auch die beiden
Bauerngehöfte am Sonnenbuck in die Weite, über den tiefen erstarrten See hinweg und auf
die wilden Gestalten zu Seiten des gefrorenen Wassers. Trutzige Recken waren dort an die
Stelle der Tannen getreten, nachdem der Wind am Morgen des Dezembertages Nebelschwaden
über Nebelschwaden durch das Geäst gejagt und der Frost die Baumstämme zu gläsernen
Gestalten und Zweige und Moos zu riesigen Hängebärten umgestaltet hatte.
Kein Zeugnis der weiten Erdenwelt drang nun in diese Einsamkeit; gebannt mußten Städte
und Dörfer mit Lärm und Qualm in der unsichtbaren Tiefe liegen, man hörte und sah sie
nicht mehr. Wohl klangen manchmal ein paar dumpfe Schläge vom Walde her, wie das Auf-
schlagen eines gewaltigen Zauberstabes: Erwache, Welt, erwache!
Doch auch sie lösten den Schlaf nicht; keine Macht zog die Decke von den in Nebel und
Dunkel schmachtenden Orten im Tal. Die Natur drunten blieb doppelt „geheimnisvoll am
lichten Tag“ und ließ sich des Schleiers nicht berauben, und die Holzknechte im Walde
erschütterten mit ihren Schlägen nichts als die knorrigen Stämme.
Auch in den beiden Häusern auf der Höhe rührte sich noch nichts Menschliches. Aus dem
Raum jedoch, in dem ein pechschwarzer Geisbock gegen Hexen und alle bösen Künste zu
meckern hatte und den Schutz und Schirm des ältesten Rindviehs und der mitunter noch
widerspenstigen und arbeitsunlustigen „Studente“ der Wagenbewegungskunst darstellte, — aus
diesem Raum suchten zwei Geschöpfe auf einmal den Kopf durch eine Fensteröffnung zu zwängen.
Wollten sie die Ursache der unbestimmten Töne ergründen?
Schwarzbart, der Geisbock, legte die Vorderbeine auf die Brüstung, um hinauszulugen; mit
bezwingender Gewalt schob der rötliche Franzos, des Hauses vortrefflichste und nur zu eigen-
willige Kuh, den vierschrötigen Schädel in der gleichen Richtung vor. So brachte sie den
schwarzen Meckerer in üble Lage.
Doch der fühlte sich auch jetzt noch als Hüter der Ruhe und glaubte gerade zum Vorteil der
Friedensidee die scharfe Rüstung anwenden zu müssen. Er wendete den gehörnten Kopf mit
Blitzesschnelle gegen seinen Nachbar, stupfte ihn aus Leibeskräften und huschte zur Tür hinaus,
ehe sich die Großmacht noch von dem Schreck des plötzlichen Angriffs erholt hatte.
Die erste Erwiderung an die bockbeinig dareingefahrene kleinere Gewalt war ein donnerndes Gebrüll.
Auch setzte sich der schwere Koloß alsbald in Bewegung und Drehung, bis er dem Flüchtling
aus Stall und Hof zu folgen vermochte, mit gesenktem Kopf und hocherhobenem Fliegenwedel.
Zornig sauste er hinter dem Nebenbuhler her, durch die dünne klare Luft in das Meer des Nebels.
Die Wellen schlugen auch über dem Verfolger zusammen.
Wenige Augenblicke, — dann waren nur noch ein dumpfes Stampfen und gedämpfte Rufe des
Unwillens zu vernehmen, und die freien Berge sonnten sich in Friedfertigkeit und Höhen-
herrlichkeit wie zuvor.
rief nun alles: Empor! Empor! Exzelsior!
Wie in stiller Selbstzufriedenheit über die Ruhe und Vollendung starrten auch die beiden
Bauerngehöfte am Sonnenbuck in die Weite, über den tiefen erstarrten See hinweg und auf
die wilden Gestalten zu Seiten des gefrorenen Wassers. Trutzige Recken waren dort an die
Stelle der Tannen getreten, nachdem der Wind am Morgen des Dezembertages Nebelschwaden
über Nebelschwaden durch das Geäst gejagt und der Frost die Baumstämme zu gläsernen
Gestalten und Zweige und Moos zu riesigen Hängebärten umgestaltet hatte.
Kein Zeugnis der weiten Erdenwelt drang nun in diese Einsamkeit; gebannt mußten Städte
und Dörfer mit Lärm und Qualm in der unsichtbaren Tiefe liegen, man hörte und sah sie
nicht mehr. Wohl klangen manchmal ein paar dumpfe Schläge vom Walde her, wie das Auf-
schlagen eines gewaltigen Zauberstabes: Erwache, Welt, erwache!
Doch auch sie lösten den Schlaf nicht; keine Macht zog die Decke von den in Nebel und
Dunkel schmachtenden Orten im Tal. Die Natur drunten blieb doppelt „geheimnisvoll am
lichten Tag“ und ließ sich des Schleiers nicht berauben, und die Holzknechte im Walde
erschütterten mit ihren Schlägen nichts als die knorrigen Stämme.
Auch in den beiden Häusern auf der Höhe rührte sich noch nichts Menschliches. Aus dem
Raum jedoch, in dem ein pechschwarzer Geisbock gegen Hexen und alle bösen Künste zu
meckern hatte und den Schutz und Schirm des ältesten Rindviehs und der mitunter noch
widerspenstigen und arbeitsunlustigen „Studente“ der Wagenbewegungskunst darstellte, — aus
diesem Raum suchten zwei Geschöpfe auf einmal den Kopf durch eine Fensteröffnung zu zwängen.
Wollten sie die Ursache der unbestimmten Töne ergründen?
Schwarzbart, der Geisbock, legte die Vorderbeine auf die Brüstung, um hinauszulugen; mit
bezwingender Gewalt schob der rötliche Franzos, des Hauses vortrefflichste und nur zu eigen-
willige Kuh, den vierschrötigen Schädel in der gleichen Richtung vor. So brachte sie den
schwarzen Meckerer in üble Lage.
Doch der fühlte sich auch jetzt noch als Hüter der Ruhe und glaubte gerade zum Vorteil der
Friedensidee die scharfe Rüstung anwenden zu müssen. Er wendete den gehörnten Kopf mit
Blitzesschnelle gegen seinen Nachbar, stupfte ihn aus Leibeskräften und huschte zur Tür hinaus,
ehe sich die Großmacht noch von dem Schreck des plötzlichen Angriffs erholt hatte.
Die erste Erwiderung an die bockbeinig dareingefahrene kleinere Gewalt war ein donnerndes Gebrüll.
Auch setzte sich der schwere Koloß alsbald in Bewegung und Drehung, bis er dem Flüchtling
aus Stall und Hof zu folgen vermochte, mit gesenktem Kopf und hocherhobenem Fliegenwedel.
Zornig sauste er hinter dem Nebenbuhler her, durch die dünne klare Luft in das Meer des Nebels.
Die Wellen schlugen auch über dem Verfolger zusammen.
Wenige Augenblicke, — dann waren nur noch ein dumpfes Stampfen und gedämpfte Rufe des
Unwillens zu vernehmen, und die freien Berge sonnten sich in Friedfertigkeit und Höhen-
herrlichkeit wie zuvor.