XOO draußen ab, wo Mädchen und Frauen die Trauben in Kübel schneiden, die sie in der Männer
Bütten ausleeren. Mit langen Schritten, an steilen Hängen vorsichtig rückwärts abkletternd,
tragen diese den Herbstsegen auf den am Fahrweg aufgestellten Wagen. In den beiden
mächtigen Bottichen hat manch’ eine Traube Raum.
Der Büttenträger schneidet in seinen als Stütze dienenden Rebpfahl nach jeder ausgeleerten
Bütte eine Kerbe. So kann man nachzählen.
„Horchet“, sagt der junge Dieter zu seinem Vater, „unser Wagen ist bald voll. Wollt Ihr die
Ochsen holen zur Anspann oder soll ich gehen?“
Einen Augenblick besinnt sich der Vater, ehe er mit entschlossenem Ruck sagt: „Bleib du da,
den ersten Wagen bring ich heim, so hol ich jetzt auch die Ochsen.“
„Mögen“, dachte er, „der Engelhard und das Sophinle einander Augen machen. Was frag ich
darnach. Heut geht’s in den Herbst!“
Als das Familienhaupt gegangen, mußte die neckische Sophie sehr oft ihren Eimer in des
Engelhards Bütte leeren.
Er half ihr, und dabei sprang etwas von ihr zu ihm und von ihm zu ihr, so als tauschten sie
Feuerfünkchen aus kleine, knisternde, unsichtbare Flämmchen, die nachher alles in
Brand setzten.
Durch die Dorfgassen ohne Menschenstimmen, in denen nur Tierlaute das Leben markierten,
schritt Dieter, der Rebbauer.
„Man ist doch gut daran,“ dachte er, „solang daheim noch so ein Großvater sitzt und zum
Rechten sieht. Wenn unserer auch nimmer kann, was man „schaffen“ heißt, etwas macht er
doch, so das Nötigste. Er schlurft hin und her, bis er den Schweinen und Kälbern die Tränke
und den Ochsen das geschnittene Futter gegeben hat. . . . Die krüppligsten Alten im Ort kann
man jetzt gebrauchen, alle tun ein Übriges.“
Die letzten Worte hatte er laut zum Großvater David gesagt und der erwidert: „Ich bin auch
in des Beisen gewesen. Das hungrige Vieh hat mich erbarmt!“
„Das habt Ihr fertig gebracht?“ staunt sein Sohn.
„Ja. Es ist halt Herbst. Aber jetzt, die Trotte und ich, wir zwei sind parat. Wann bringst
den ersten Wagen?“
„Bald!“
Wie das Ochsengespann mit der Last von des Weinstocks Frucht, der Königin des Geländes, der edlen
Traube, zum Gehöfte einbiegt, steht der greise David unterm Tor. Die Mütze hat er abgenommen
und bückt sich ehrfurchtsvoll . . . vorm Gottessegen in der Rebe fürstlicher Tochter. . . . Bald nach
dem ersten Wagen kommt der zweite ins Dorf. Das Fahren in den Straßen hört nicht mehr auf.
Voll heim — leer fort.
Bütten ausleeren. Mit langen Schritten, an steilen Hängen vorsichtig rückwärts abkletternd,
tragen diese den Herbstsegen auf den am Fahrweg aufgestellten Wagen. In den beiden
mächtigen Bottichen hat manch’ eine Traube Raum.
Der Büttenträger schneidet in seinen als Stütze dienenden Rebpfahl nach jeder ausgeleerten
Bütte eine Kerbe. So kann man nachzählen.
„Horchet“, sagt der junge Dieter zu seinem Vater, „unser Wagen ist bald voll. Wollt Ihr die
Ochsen holen zur Anspann oder soll ich gehen?“
Einen Augenblick besinnt sich der Vater, ehe er mit entschlossenem Ruck sagt: „Bleib du da,
den ersten Wagen bring ich heim, so hol ich jetzt auch die Ochsen.“
„Mögen“, dachte er, „der Engelhard und das Sophinle einander Augen machen. Was frag ich
darnach. Heut geht’s in den Herbst!“
Als das Familienhaupt gegangen, mußte die neckische Sophie sehr oft ihren Eimer in des
Engelhards Bütte leeren.
Er half ihr, und dabei sprang etwas von ihr zu ihm und von ihm zu ihr, so als tauschten sie
Feuerfünkchen aus kleine, knisternde, unsichtbare Flämmchen, die nachher alles in
Brand setzten.
Durch die Dorfgassen ohne Menschenstimmen, in denen nur Tierlaute das Leben markierten,
schritt Dieter, der Rebbauer.
„Man ist doch gut daran,“ dachte er, „solang daheim noch so ein Großvater sitzt und zum
Rechten sieht. Wenn unserer auch nimmer kann, was man „schaffen“ heißt, etwas macht er
doch, so das Nötigste. Er schlurft hin und her, bis er den Schweinen und Kälbern die Tränke
und den Ochsen das geschnittene Futter gegeben hat. . . . Die krüppligsten Alten im Ort kann
man jetzt gebrauchen, alle tun ein Übriges.“
Die letzten Worte hatte er laut zum Großvater David gesagt und der erwidert: „Ich bin auch
in des Beisen gewesen. Das hungrige Vieh hat mich erbarmt!“
„Das habt Ihr fertig gebracht?“ staunt sein Sohn.
„Ja. Es ist halt Herbst. Aber jetzt, die Trotte und ich, wir zwei sind parat. Wann bringst
den ersten Wagen?“
„Bald!“
Wie das Ochsengespann mit der Last von des Weinstocks Frucht, der Königin des Geländes, der edlen
Traube, zum Gehöfte einbiegt, steht der greise David unterm Tor. Die Mütze hat er abgenommen
und bückt sich ehrfurchtsvoll . . . vorm Gottessegen in der Rebe fürstlicher Tochter. . . . Bald nach
dem ersten Wagen kommt der zweite ins Dorf. Das Fahren in den Straßen hört nicht mehr auf.
Voll heim — leer fort.