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Baldaeus, Philippus
Wahrhaftige Ausführliche Beschreibung Der Berühmten Ost-Jndischen Kusten Malabar Und Coromandel, Als auch der Jnsel Zeylon ...: Samt dero angräntzenden und untergehörigen Reichen, Fürstentühmen ... ; Durchgehends verzieret mit neuen Landtkahrten und Abbildungen der vornehmsten Städte, Festungen, Trachten, thiere, Früchte, [et]c. so in India selbst nach dem Leben gezeichnet ... — Amsterdam, 1672 [VD17 39:135493U]

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https://doi.org/10.11588/diglit.9795#0638

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Ost Indischen Heyden

Md ging damit nach OsigjL, des lxora
Wohnplatz/ diese Kuh hatte geschwind
ein wenig von besagter Asche wegge-
schnappet md eingenommen /1 xor3 hieß
das Vieh Weggehen/ Md gab ihr mit
der Hand einen Schlag aufs Maul/ so
daß ihr etliche Zähne aus- und auf die
Erde fielen/ von welchen dann große
Kürbse wuchsen/ ^vobsca§ bey den
portugesen genant / VMm-n ging
«»mittelst hinter seine Kuh/ Md Met
den Mist ausden sie fallen ließ/ weiches
ein Abgang war von der Asche / so sie zu-
vor hineingeschlungen; er braute diesen
Koht zu Asche/ welche er den Menschen
austheilte. Nachgehendswarfdie Kuh
einen Stier / m-apzien genant/ den > xc>-
rs an stat eines Pferdes brauchet; um
dieser Ursach willen machen die Hey-
denso große Sache vom Kühbrcck und
der Asche davon/ indem sie damit alles
reinigen und entsündigen/ sodaß sic vor
diesem Mist nicht ekel sind / da die Ban-
den hier zu Lande lieber gut Geib für sc-.
hen mögen. Die Weiber welche unter s
dm Heyden etwas reinlicher scyn wol-
len / fegen und säubern des morgens ihre
Häuser damit / desgleichen wann sic
gessen haben / ja selbst auch die Brunnen
und Tanken / so daß sic uns gleichsam
weis machen wollen/ daß ein Unflaht
den andern hinweg nehme/ ja daßUn-
flaht kein Unflaht sey/ und (Teutsch zu
sagen) Dreck kein Dreck; der Kühdreck
macht da alles gut/ gleich bey uns die
Butter/ und warum auch nicht / es komt
doch beydes von der Kuh und vom Gra-
se her. Ist es dann Wunder/ daß der
H.Geist ihre Götzen Dreckgötter nm-
/ 0ev8 kei coreoZ 2,2.: z.
Der König zu Lsiecur, der Große
L sN Gamoryn / waschet sich alle tage/ ehe
er etwas von Speist zu sichnimt/ und
last init frischenl Kühmist den gantzen
Weg fegen von seinem Tank bis zu sei-
ner gewöhnlichen Pagode/- die er von
stunde an/ nach dein er sich gewaschen/
besuchet / und gehen alsdann zwey Wei-
ber vor ihm her/ jede mit einem Topf
voll irischen Kühmist mit Wasser ge-
mänget / in der Hand/ und bestreuen den
Weg vor ihm hin mit solchen Rosen/'so
dassbas Pflaster da er über gehet/ sehr
schön angestrichm und bnnahlet wird;

Z9Z
Wunder ist es/ daß er nicht ein paar
dünnleibige Kühe vor ihm hintreiben
last/ die den Weg also lebendig überfla-
deten/ so könte er zum übrigen stäts den
frischen natürlichen Geruch davon ha-
ben. Als nun der König will Tafel hal-
ten/ so wird einAlkatyfauf die Erde
ausgebreitet/ darauf sttzet er sich nieder/
als wie die Schneider hier zu Lande auf
ihrem Werktisch: dann meist alle Mor-
genländische Fürsten und Könige
essen auf solche weise/ alsdann so wird
ihm eine große güldene Schüssel vorge-
setzt/ darin etliche Feigenblätter sind/ und
auf dcnstlben ligt der gekochte Reis/
der alda an stat desBrodts gebraucht
wird / darnach putzet man alles wieder
mit Kühdreck ab; und ist also bey diesen «
Heyden die Kuh eine große Sache:
dann sie geben auch für/ daß zwischen
deren Hörnern tzuenzvgch- Md §uper-
bennir styn gcsestön/ in ihren Augen
Sonn und Mohnd / in bcn Ohren
dcs örsmms zwey Weiber / in ber Na-
st» lxora, in der Zunge Viünum, in den
Zähnen die Geister vc vLZri genant/. in
den Waden die vaxist, in den vier Füßen
die vier Bücher des VcN^m, jhreMilch
istdic Ambrosia Hmorcrm genant / ihr
Master ist imam, oder Wasser die
Sünden damit abzuwaschen/ dannen-
hero als die Klih will stallen/so fasten die
Heyden daß Master mit derHand aus?
und trtncken ein wenig davon / mit dem
übrigen waschen sie das Angesicht und
den Leib/ so daß auch die Kühpisst bey
ihnen in großer Wehrthaltung ist / doch
der Mist und Dreck bas ist erst die rechte
»um aller Reinigkeit. Aber höret noch
ein mehres derKuh zum Ruhm/Es ge-
höret den Königen als eigentühmlich
zu (sagen die Maiabaren) daß sie
Schutzherren styn über das Kuhvieh /
Hornträger und Bramincs/ das ist
alzeit kein geringes: und dieses zwar mit
der Taht zu bestätigen / so läst der Große
Samoryn der König von Laiecur
alle Morgen gantz früh vor seinem
Schlasgeinach sechs Knaben stehen und
anfwarten/ die unt frisihcnt Kühdreck
recht wol bestrichen/ und ihr Haar ver-
zieret mit Kräntzen von frischen Bluh-
men / welche die Kühe gern essen / wann
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