weil sie bey dem Klemm wieder Liebe fand. Und nun
war ihr etwas besser zu Muthe; indem Gott des Men-
schen Herz einmahl so eingerichtet hat, daß es immer
etwas zu lieben haben muß, wenn es zufrieden seynsoll.
Allein der Mann hielt ihr auch darinne das Widerspiel.
Er schmählte den ganzen Tag auf das Kind, und stieß
es von sich weg, wenn es ihn lieb haben wollte. Er
meinte fälschlich: es müßten alle Kinder hart und mit
Schlägen erzogen werden; und überlegte nicht/ daß man
darinne einen Unterschied machen muß/ nach dem die
Gemüther der Kinder sind, und daß bey manchen mit
guten Worten und mit Liebe mehr auszurichten ist/
als mit Schimpfen und Schlagen. Je härter nun dec
Vater das Kind hielt: desto mehr verzärtelte und ver-
hätschelte es die Mutter; so daß ein Taugenichts daraus
werden mußte. Denn das Verhätscheln (Verzärteln)
macht eigensinnige Kopfe und weichliche Butter - Mem-
men/ die sich nicht zum Bauernstände schicken. Die El-
tern stritten sich also ordentlich darum/ wer von beyden
den Knaben am meisten verderben solle/ und weil er sich/
wie man denken kann/ mehr zur Mutter hielt/ die ihm
alles zu Liebe that: so behielt sie die Oberhand in die-
sem Stücke. Sie wollte nun auch lieber kein Kind
mehr haben; weil der Vater sich aus dem ersten nichts
machte: aber sie bekam drey Jahr darauf noch ein Mäd-
chen/ zu ihrem größten Verdrusse. Dieses war ein
bildschönes Kind/ welches Michels Mutter sehr äh-
nelte. Werk es nun Marie nicht leiden konnte; so hatte
es der Vater desto lieber/ und weil Er Herr im Hause
war und ein gar strenges Regiment führte: so mußte
dem Töchterchen aller Wille gestattet werden/ und es
wurde ein eigensinniges/ hochmüthiges und eitles Ding.
Wegen der Kinder gab es nun alle Tage immer mehr
Zank und Streit/ daß es ein Leben in dem Hause war,
schlimmer als im Zuchthause. Endlich wollteMichel gar
ein-
war ihr etwas besser zu Muthe; indem Gott des Men-
schen Herz einmahl so eingerichtet hat, daß es immer
etwas zu lieben haben muß, wenn es zufrieden seynsoll.
Allein der Mann hielt ihr auch darinne das Widerspiel.
Er schmählte den ganzen Tag auf das Kind, und stieß
es von sich weg, wenn es ihn lieb haben wollte. Er
meinte fälschlich: es müßten alle Kinder hart und mit
Schlägen erzogen werden; und überlegte nicht/ daß man
darinne einen Unterschied machen muß/ nach dem die
Gemüther der Kinder sind, und daß bey manchen mit
guten Worten und mit Liebe mehr auszurichten ist/
als mit Schimpfen und Schlagen. Je härter nun dec
Vater das Kind hielt: desto mehr verzärtelte und ver-
hätschelte es die Mutter; so daß ein Taugenichts daraus
werden mußte. Denn das Verhätscheln (Verzärteln)
macht eigensinnige Kopfe und weichliche Butter - Mem-
men/ die sich nicht zum Bauernstände schicken. Die El-
tern stritten sich also ordentlich darum/ wer von beyden
den Knaben am meisten verderben solle/ und weil er sich/
wie man denken kann/ mehr zur Mutter hielt/ die ihm
alles zu Liebe that: so behielt sie die Oberhand in die-
sem Stücke. Sie wollte nun auch lieber kein Kind
mehr haben; weil der Vater sich aus dem ersten nichts
machte: aber sie bekam drey Jahr darauf noch ein Mäd-
chen/ zu ihrem größten Verdrusse. Dieses war ein
bildschönes Kind/ welches Michels Mutter sehr äh-
nelte. Werk es nun Marie nicht leiden konnte; so hatte
es der Vater desto lieber/ und weil Er Herr im Hause
war und ein gar strenges Regiment führte: so mußte
dem Töchterchen aller Wille gestattet werden/ und es
wurde ein eigensinniges/ hochmüthiges und eitles Ding.
Wegen der Kinder gab es nun alle Tage immer mehr
Zank und Streit/ daß es ein Leben in dem Hause war,
schlimmer als im Zuchthause. Endlich wollteMichel gar
ein-