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de das Freyguth übernahm, hatte er lange zuvor be-
dacht : wie er sein Haushaltungswesen anstellen wolle,
daß alles gehen müsse, wie an der Schnur gezogen,
und daß es darinne wenig Verdruß und Mißvergnü-
gen gebe. Er pflegte oft zu sagen: " eine Haushaltung
muß scyn, wie ein Uhrwerk, wo jedes Rad und Ge-
trieb, ja auch jeder Zahn an den Rädern, auf den
Punkt eingreift, und wo alles einmürhig dahin strebt,
den Zeiger ordentlich fortzuschieben. Die Wohlfahrt
der ganzen Haushaltung ist gleichsam der Zeiger, und
alle dazu gehörigen Personen, als Vater, Mutter,
Kinder und Gesinde, ja auch das Vieh im Stalle und
der wachsame Spitzhund auf dem Hofe, sind, so zu sa-
gen, die Rader und Getriebe. Nur hat Gort bey
der Haushaltungs-Uhr die schöne Einrichtung gemacht,
daß es Vater, Mutter, Kinder und Gesinde gar wohl
empfinden und merken, ob sie ordentlich oder unordent-
lich geht, und daß sie darüber vergnügt oder mißver-
gnügt sind; welches bey der Stunden-Uhr nicht fo ist.
Sie genießen nähmlich das Gute, was jedes zum Be-
sten der Haushaltung thut, mit einander, und leiden
alle darunter, wenn eins oder das andere seine Schul-
digkeit verabsäumt. Jedes muß also recht treulich für
alle, und alle für ein jedes sorgen und arbeiten: Herr
und Frau fürs Gesinde, und das Gesinde für die Herr-
schaft ; die Eltern für die Kinder und die Kinder wie-
der für die Eltern. Wenn dieß alle mit Freuden thun:
so geht ein solches menschliches Uhrwerk nach Herzens-
lust; da sieht man lauter fröhliche Gesichter, und da
werden alt und jung, durch das beständige Rechtthun
und durch das vergnügte Leben immer besser und besser,
und Gott muß eine solche Haushaltung segnen!"
Dieß war Herrn Flinker Meynung vom Haushalten,
die er sorgfältig in Ausübung zu bringen bemüht war.
Er glaubte aber: der Grund einer rechten Ordnung
müsse
 
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