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in der Hand. Der Knecht strickt unter Weges hmtek
dem Mistwagen, und so die Magd und alle Hausge-
noffen, wenn fie aufs Feld oder über Land gehen.
Im Winter versammeln sich 20, Zv Stricker in ei-
ner Stube um eine Thranlampe herum und stricken
bis um Mitternacht. Sie stricken 6o Paar Kinder-
strümpfe, wenn der Kaufmann die Wolle dazu zieht,
um einen Thaler, und spinnen auch die Wolle dazu.
Die Strümpfe werden Wagenweise nach Holland
gefahren und meistens von den Matrosen auf den
Schiffen gebraucht. Hier giebt es auch Hollands-
gängermnen, das sind Weiböleute, die alle Frühjahre
nach Holland ziehen, nicht blos zur Heu-Erndte,
sondern auch zum Weben. Das Zeug zu Kleidern
weben hier die Bauern alle selbst aus eigner Wolle,
und färben es in Moor - Wasser dunkelbraun. Im
DermoldLschen hat die Landesherrschaft dafür gesorgt,
daß die Dorfschulen recht vortreflich eingerichtet sind.
Im Chur-Rheinischen Rreise, welcher gegen
Mittag und Abend an Westphalen grenzt, haben
die drey geistlichen Churfürsten und Erzbischöfe zu
Mainz, Trier und Cöln ihre Lander; auch der
Churfürst von der Pfalz einen Theil; ferner der
Herzog von Aremberg, die Fürsten von Nassau,
die Grafen von Wied und andere. In diesen vom
Rhein- Strome durchwafferten schönen und frucht-
baren Gegenden leben viele Bauersleute mehr vom
Weinbau, als vom Ackerbau. Sie trinken auch den
Wein fast so häufig, als man in Ober- und Nie-
dersachsen Bier trinkt. Aber gemeiniglich kommt
nur so saurer Wein an sie, daß die Biertrinker nicht
mit ihnen tauschen würden. Sonst ist der Weinbauer
in vielen Stücken schlimmer daran, als der Acker-
bauer. Die Arbeit im Weinberge oder Winzer,
wie man hier spricht, geht um Lichtmeß an, und dau-
 
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