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wehr Milch bekam/ als seine Nachbarn. Zwey bis drey
Stuck junges Vieh zog er immer dabey auf. Die Scha-
fe ließ er allmählich bis auf 24 Stück anwachsen:
weil er aber nicht mehr als 12 Stück zur Dorfheerde
geben durfte: so fütterte er die eine Hälfte wechsels-
weise zu Hause. Vom Stroh ließ er keinen Halm
verbrennen und verfütterte auch wenig davon. Aus-
serdem trug er Laub/ Genjste, Gassenkoth und alles,
was nur zu Mist taugte, zusammen, als wäre es
Gold. Einen Thaler Geld sah er auch nicht an, um
Düngsalz/ Gips, Kalk, Asche und dergleichen zu
kaufen. Auch ließ ers nicht an Arbeit mangeln, und
zwang mit dem Grabfcheide, was er nicht genug dün-
gen konnte. Dadurch brachte ers dahin, daß man
bald seine Felder in der ganzen Flur unterscheiden
konnte, und daß er immer mehr erndete, als andere
Bauern des Orts.
Daß Denker reineres Korn bauete als feine
Nachbarn, dazu half es viel, daß er nicht mit dem
in seiner Gegend gewöhnlichen Pfluge ackerte, son-
dern mit dem Hauken, wie auf dem Bilde zu An-
fänge dieses Capitels zu sehen ist. Er hatte im Meck-
lenburgischen gesehen, daß die Bauern daselbst mit
einem Pfluge ackerten, der ganz anders beschaffen war,
als Len man in seinem Dorfe hatte. Er erkundigte
sich also recht sorgfältig darnach, und erfuhr, daß die-
ses Ackerwerkzeug ein Hauken hieß. Zu seiner Ver-
wunderung sah er, daß nicht das geringste Eisenwerk
daran war, außer einer eisernen Spitze, welche statt
des Pflug - Schaars dient, und daß zum Anschirren
der Ochsen auch nicht das geringste Lederwerk, ja nicht
einmahl Stränge oder Stricke nöthig waren, außer
dem Lenkseile. Er hörte auch, daß jeder Bauer sei-
nen Haaken selbst mache, und nichts dazu kaufe, als
die eiserne Spitze, welche mit der Schmiede-Arbeit
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