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Becker, Wilhelm Gottlieb; Tauber, Andreas [Editor]; Pursh, Frederick [Editor]; Block, Ludwig Heinrich von [Editor]
Der Plauische Grund Bei Dresden: Mit Hinsicht Auf Naturgeschichte Und Schöne Gartenkunst ; Mit fünf und zwanzig Kupferblättern — Nürnberg, 1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.17514#0052

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Aus dieser kurzen Besehreibung , verglichen mit der bildlichen Darstellung
daneben, wird man lieh leicht das schöne romantische Bild zusammen zu setzen
vermögen, und willig geliehen, dass es den allgemeinen Lobspruch verdient,
den es von einem Jeden mit seltener Wärme erhält. So majestätisch und rei-
zend aber auch die ganze Parthie, zu welcher die trefliche Brüche von vornen
den einzigen Eingang verschaft, und die man hinten für geschloITen halten
würde, wenn nicht der rechts lieh krümmende Weg eine Oeffnung zwischen den
Bergen verriethe; so schön und romantisch diese Parthie, auch so wie sie ist,
mit vollem Rechte genannt weiden kann: so ist es dennoch unleugbar, dass
eine verschönernde aber schonende Hand ihr noch unendliche Pieize verleihen,
und, ohne der Natur Gewalt zuzufügen, lie erst in einen bezaubernden Auf-
enthalt umsehaffen könnte,
Die Hauptverschönenmg iit schon vorhanden, Diess ist die Brücke mit
ihrem breiten getäfelten Wehr, das einen künstlichen Wasserfall bildet. Viel-
leicht wird mancher statt desien einen natürlichen wünsehen , und lieber den
Waldbach über Felsenstücke hinabsehäumen, als ihn in spiegelnder Glätte eine
ziemliche Strecke dahingleiten sehen. Allein hier tritt gerade der Fall ein, den
manche sonst geschmackvolle Eiferer über Natur- und Garten-Anlagen so wenig
beherzigen. Auch Regelmässigkeit und sichtbare Kunst ilt tadellos , wo Eedürf-
niss und Schicklichkeit sie gleichsam bedingen, und wo gezwungene Natur nur
eine wiedrige Wirkung thäte» Die Weisseritz hilft Dresdens Bewohner aus fer-
nen Wäldern mit Brennholz versorgen, und es ist ein unterhaltendes Schau-
spiel, zur Zeit der Flösse den Fluss mit dieser Holzfahrt belebt und die ßch
jagenden Scheite noch schneller über das hängende Wehr einander verfolgen zu
sehen. Ein ungekünstelter Fall, oder vielmehr ein erkünstelter natürlich schei-
nender Fall, würde der Flösse hier nur hinderlich seyn. Das Wehr ist also ein
nützliches Werk, und auch als solches, seiner ganzen Besch äfsen h ei t nach, eine
wahre Verschönerimir, weil es die Absicht der Zweckmässigkeit in der würdig-»
sien und an seine Isen sten Bauart erfüllt. Die Brücke selbst slimmt mit diesem
Charakter vollkommen überein: lie herrscht durch Festigkeit und einfache Pracht
über diesen beträchtlichen Wasserbau, und erfüllt neben der Abu cht, den to-
benden Fluten und Eisschollen bei eintretenden Fällen den nöthigen Wideriland
zu leislen, zugleich das Bedingniss der erforderlichen Bequemlichkeit, weil eine
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