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Becker, Wilhelm Gottlieb; Tauber, Andreas [Hrsg.]; Pursh, Frederick [Hrsg.]; Block, Ludwig Heinrich von [Hrsg.]
Der Plauische Grund Bei Dresden: Mit Hinsicht Auf Naturgeschichte Und Schöne Gartenkunst ; Mit fünf und zwanzig Kupferblättern — Nürnberg, 1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.17514#0076

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"~ 49 —
Diese merkwürdigen Flötze und die darin so häusig vorkommenden See-
muscheln, dergleichen lieh nur im Grunde des Meeres befinden, enthalten die
au^enscheinlichsien Beweise, dass die Fluten des Meers, vielleicht zu verschie-
denen malen, über diese Höhen hinweggegangen sind. Solcher Beweise sin-
den lieh bei Verfolgung des Grundes noch mehrere. Hier zeigen uns die bis-
herigen noch überdiess, dass die beiden Gebirgsseiten, die das intereffante Thal,
welches wir durchwandert haben, bilden, wegen der genauen Üebereiuüim-
miiiig der erwähnten Gebirgsarten, nur eine einzige ungetheilte < Fläche gewe-
sen, die erit durch die Gewalt des Wassers zersprengt und nach und nach bis
zu der jetzigen Tiefe ausgehölt worden ili« Erwägt man nun dabei die erüaun-
liche Härte dieses Urgebirges, so erftaunt man noch mehr über das fürchter-
liche Ereigniss , dessen Zeitpunkt in der dunklen Vorwelt verfchwindet.
Welcher Stoss zu Betrachtungen vereinigt lieh hier zugleich mit fo vielen
Naturschönheiten! Wie weit intex^essanter werden dieselben bei öfterm Genuffe
durch Geiitesbeschästigung, wozu man von allen Seiten so wichtige Veranlaf-
sungen sindet! Das schone Gewand, was die innere Beschaffenheit diefer Ge-
birgsarten deckt, reizt um so mehr, es von denselben hinwegzuschieben; aber
es dient auch dann der erregten ernsien Empsindung wieder zur angenehmlten
Erholung.

^o wie sich der Ausgang des bisherigen Grundes allmählig erweitert, er-
blickt man eine reizende Gegend von anderer Art, die nun dem Auge von allen
Seiten entgegen kömmt. Das felßgte Thal ist aus einmal in eine hielte srucht-
bare Aue verwandelt, von fchön gruppirten Hügeln, auf welchen man Anbau
und ungezwungene Natur im traulichften Bunde erblickt, überall umgeben,
und der ferne Hintergrund läfst aus dem Schlusse der Berge eine Oessnung er-
warten, die aus derfelben wieder hinaussührt. Diefs alles bildet ein liebliches
Ganze, eine kleine abgefonderte Welt, welche der Einbildungskraft ein neues
Gebiet zu fchwärmerischen Schöpsungen darbietet, die der Empsindung einen
stets willkommenen Genufs gewähren.
N
 
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