Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Becker, Wilhelm Gottlieb; Tauber, Andreas [Hrsg.]; Pursh, Frederick [Hrsg.]; Block, Ludwig Heinrich von [Hrsg.]
Der Plauische Grund Bei Dresden: Mit Hinsicht Auf Naturgeschichte Und Schöne Gartenkunst ; Mit fünf und zwanzig Kupferblättern — Nürnberg, 1799

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17514#0081

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 52 —
Schönheit der Gegend uns anspricht, ihr unsere Empsindung zu össnen; aber
wir betrachten eine reizende Naturparthie nur als einen höchst willkommenen
Nachbar, den wir zuweilen besuchen können, um eine srohe Erholungsftunde
mit ihm zu feiern. Die edleren Sinne vergnügen lieh nur, wenn die ersten
Bedürfnisie ihre volle Besriedigung haben, wenn Befreiung von drückenden
Sorgen und ücherer Wohlstand uns Freiheit gestatten, den höhern Ansorderun-
gen unsers Gemüths Genüge zu 3elsten. Daher ist von den ärmern Landbewoh-
nern der Sinn für Naturschönheiten seltener zu erwarten , als von den begüter-
ten. Ihr einziges Augenmerk ist aus den beabsichtigten und unentbehrlichen
Nutzen gerichtet, und eine Gegend ist schön sür ße, wenn He einen frucht-
baren Boden hat, auf welchen alle Getreidearten vortreslicli gedeihen und sür
ihr Vieh ein settes und häusiges Futter aufwächsst. Zwar mangelt es ihnen
nicht gänzlich an diesem Gesühl sür das wirkliche Schöne in Gegenden; doch
ist es gewöhnlich minder gebildet und jenen wesentlichen Bedingungen immer
nur untergeordnet. Im Grunde verlangen wir alle das nämliche, wenn auch
nicht immer aus gleich erheblichen Bewegungsgründen. Der Anbau des Bodens
giebt jeder Genend ein belebtes und wirthliches Ansehn und das eigentliche Ge-
präge' des Ländlichen, was, mit allen seinen mannichfaltigen Beziehungen auf
längere Zeit an den natürlichen Beizen sest hält, als es vielleicht, bei öflerm
Genusse, sonst dauern würde. Wir wünsehen uns in einer folchen Gegend zu
wohnen, und dieser Wunfeh setzt den Anbau derselben, der überdiefs weit
grössere Manniclifaltigkeit und angenehme Contralte in fie hinein bringt, im-
mer voraus. Es ift daher auch sehr zu empfehlen, die angebaute Natur in
sreie Gartenanlagen zu ziehen, oder doch wenigltens beide mit einander in Ver-
bindung zu bringen; denn der ländliche Kunftsleiss ift zwischen Natur und
Kunst gewifs ein vortheilhastes und gesälliges Band.
Der sseissige Anbau des Bodens, den man in allen Theilen des Grundes,
auf Höhen wie in den Ebenen, wahrnimmt, verfchönert daher das ganze herr-
liche Thal nicht wenig, und macht es dem Natursreunde viel angenehmer und
interefsanter. Seit dem lieben jährigen Kriege hat sich diefer Anbau beträchtlich
vermehrt. Die Gegenden, welche wir vor uns erblicken, haben sreilich den
Vortheil, den Stadtdünger mit benützen zu können. Das erite Dors, was aus
der Höhe lieh zeigt, und tieften Fluren hier unten im Thale mit den Fluren
 
Annotationen