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Becker, Wilhelm Gottlieb; Tauber, Andreas [Editor]; Pursh, Frederick [Editor]; Block, Ludwig Heinrich von [Editor]
Der Plauische Grund Bei Dresden: Mit Hinsicht Auf Naturgeschichte Und Schöne Gartenkunst ; Mit fünf und zwanzig Kupferblättern — Nürnberg, 1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.17514#0086

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Es ist in der That Schade, dass die Ruinen dieserBurg, die dem Plauischen
Grunde, von diesem Berge lierab, zu einer interessanten Zierde gereichen wür-
den, so gänzlich vertilgt lind. Man hat Tie nach und nach abgehrochen und
die Steine zum Bauen benützt. Die Kirche zu Pesterwitz soll davon errichtet
worden seyn, und ein Bauer zu Potschappel von den letzten Trümmern der-
selben seinen Thorweg aufgebaut haben. Ich kann hier nicht unterlagen, den
Wunseh zu äussern, dass selbst die späteren Schlösser, deren Alter nicht drei
bis vier Jahrhunderte hinaus reicht, wenn man sie ja der zerstörenden Zeit
übeiialsen will, doch wenigstens noch in ihren Ruinen erhalten würden. Es
ist so intereßant, soiche Denkmäler einer frühern oder spätern Vorzeit vor
Augen zu haben, und wir werden dadurch gereizt, uns in Gedanken in jene
Zeiten zurück zu versetzen, und sie mit der gegenwärtigen in Vergleichung
zu bringen. Daher geben sie jeder Gegend eine gewisse Bedeutung und tragen
zu ihrer Verschönerung bei, wenn lie schon an lieh selbst mit den schönen
Ruinen des alten Italiens von keinen vergleichbaren Kunststyl lind. So wenig
ich für die modernen Ruinen , zumal wenn sie eine unsern Gegenden fremd-
artige Bauart verrathen sollen, gestimmt bin, weil Xie die beabsichtigte Täu-
schung schlechterdings nicht hervorzubringen vermögen, man müsste denn auf
entfernten Höhen, welchen so leicht lieh Niemand nähert, einen Augenpunkt
wünsehen; so wenig ich also, im Ganzen, dem Bau der Ruinen das Wort re-
den möchte: so würde, dünkt mich, doch hier eine Ruine, die ganz die Ma-
nier des Zeitalter jener berühmten und berüchtigten Burgen verriethe, zu er-
richten erlaubt seyn, da eine wirkliche Burg hier gesunden, und selbft der
Name des Bergs die Täuschung glücklicher Weise verstärken hälfe. Es könnte
weniastens scheinen, als habe man die alten Trümmern benützt, um das An-
denken zu bewahren. Von der Zeit selbst würden lie nach und nach ein Ge-
präge des Alterthums erhalten, und die Wiedererrichtung derselben würde lieh
endlich vielleicht aus dem Gedächtniss der Menschen verlieren.
 
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