Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Becker, Wilhelm Gottlieb; Tauber, Andreas [Hrsg.]; Pursh, Frederick [Hrsg.]; Block, Ludwig Heinrich von [Hrsg.]
Der Plauische Grund Bei Dresden: Mit Hinsicht Auf Naturgeschichte Und Schöne Gartenkunst ; Mit fünf und zwanzig Kupferblättern — Nürnberg, 1799

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17514#0145

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
102

einen andern scliönen Spaziergang wählen, der unter beßandigen Schatten von
Laub- und Nadelholze, welche hie und da anmuthige Durchblicke geßatten,
zu einer mit einem Rasendache bekleideten Köhlerhütte und nach dem soge-
nannten Zeißggrunde führt. Verfolgt man aber den oben beschriebenen Weg
am Berge, so gelangt man endlich, an einigen Felsenwänden vorbei, in eine
herrliche Buchen-Parthie, die unter die grössten Schönheiten der ganzen Gegend
gehört. Es verdient nicht weniges Lob, dass man diese erhabene Tempelhalle
der Natur in diesem Spaziergang gezogen. Noch ehe man dieselbe betritt,
krümmt lieh der Weg um kahle Felsenmassen herum, und auf einmal lieht
man Jsich in einem geweihten Haine und fühlt ßch mit einem heiligen Schauer
erfüllt. Es war eine rührende TJberraschung für mich, als ich diese feierliche
Stätte zum erßen Male betrat. Nie prahle der mit Gesühl, der, ungehindert
durch tiefe Verschlossenheit in lieh selbst, an diesem Orte vorüber zu gehen
vermag, ohne der schönen Natur und ihrem erhabenen Schöpser ein Opfer
iiiller Empsindung zu bringen ! Und niemals werde die fällende Axt an diese
ichlanken Buchen gelegt, die trotz ihrer zwar männlichen Jugend ßch schon
zu einer bewundernswürdigen Höhe erheben ! — Der Weg umgiebt hier eine
schmale, muldenartige, von allem Unterholze gereinigten Schlucht, die bis
zum Weisseritzgrunde, von oben bis unten mit dürrem Laube mehrerer Jahre
bedeckt, lieh lehnend hinabzieht, und auf beiden Seiten wölben die hohen
und schlanken Stämme der Buchen, an welchen man keine niedrigen Alte er-
blickt, gleich einem Labyrinthe von Säulen, die Kronen zusammen, und bilden
den majestätischen Bogen, zu dieser herrlichen Halle. — Nur ungern folgt man
dem Wege, der nun allmählig ßch wieder zum Weisseritzthale hinabzieht, er-
füllt mit dem Eindruck hoher Empsindungen, die nahe beim Ausgang durch
Gessners , des Malers der schönen Natur und des ländlichen Lebens, ein-
faches Denkmal, das gleichsam aus einer geräumigen Nis che des Gehölzes
hervortritt, aufs neue freundlich beschäftiget werden.
Von Gessners Büße herab sührt nun ein Weg zur Rechten, bei einer pitto-
resken Bretmühle vorbei über eine neu angelegte Brücke auf den Somsdorfer
Berg., auf welchem, nach Beendigung jener Spaziergänge, ähnliche gezogen
wurden. Dieser Berg hat einen noch wildern Charakter als jener; daher auch die
Wege mit grösserer Schwierigkeit9 zuweilen über geebnete Felsklippen, geleitet
 
Annotationen