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Becker, Wilhelm Gottlieb; Tauber, Andreas [Hrsg.]; Pursh, Frederick [Hrsg.]; Block, Ludwig Heinrich von [Hrsg.]
Der Plauische Grund Bei Dresden: Mit Hinsicht Auf Naturgeschichte Und Schöne Gartenkunst ; Mit fünf und zwanzig Kupferblättern — Nürnberg, 1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.17514#0153

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bezahlen, dass du dein Leben lang hart, was du brauchrt : aber hüte dich ja
im Schlösse zu reden, und fordere ja nicht, wenn man dich fragt, was du für
deine Mulik begehreit. Rothkopfs Görge war ganz versteinert vor Schrecken.
Der Berggeist gieng vor ihm her und winkte ihm zu kommen, und Görge
solgt ohne es zu wollen. Was hälP es dir auch, wenn du slöhest, vermochte
er doch noch bei ßch zu denken, er würde dich bald ergreifen und dir wohl
gar das Genick brechen^ Mit Inbrunst Itammelte er das stets so bewährte „Alle
gute Geister etc." was schon so Manchem in gleichen Ängsten geholfen, und
wankte zitternd hinter ihm drein,
Durch einige schaurige Wege, die Rothkopfs Görgen, so gut er auch am
Windberge Beschcid wusste, gänzlich unbekannt waren, und die er lieh auch
niemals wiederzusinden getrauete, gelangten iie endlich an ein grosses leuch-
tendes Thor, das sich plötzlich, sobald iie in den geräumigen Vorhos getreten
waren, von selbst wieder schloss. Der Mußcant glaubte, er werde aus diesem
bezauberten Schlösse wohl nun nie wieder kommen; denn wenn der Ton seiner
Geige dem Berggeist gefiele, so könne es demselben leicht in den Sinn kommen,
ihn gar zum Hofmusicanten au machen. Zwischen Furcht und Erstaunen getheilt
durchgieng er den mit Fackeln erleuchteten Vorhof, und erblickte dann mehrere
prächtige und hohe Gebäude und Thürme, die kaum, nach seinem Augen-
maasse zu schliessen, im Windberge Platz haben konnten, und alles war hell
und erleuchtet wie mitten am Tage. Sein Führer gieng stets vor ihm hin und
brachte ihn durch das Hauptgebäude in einen grossen von vielen tausend Kerzen
erleuchteten Saal, wo eine grosse Geseilschaft von Herren und Damen, in
schwarzer altdeutscher Tracht und mit költlichen Perlen und Edelgesteinen ge-
schmückt, ihn augenblicklich umringte und von oben bis unten mit scharfen
Augen betrachtete. Ihm pochte das Herz gewaltig; sein Führer aber winkte
ihm freundlich und führte ihn durch den versammelten Kreis zu einem Camin
mit dem deutenden Winke, ßch nun auf der Geige hören zu lassen. Auch hier
iimgaben ihn, während er stimmte, die Herren und Damen, und endlich erhielt
er das Zeichen zum Anfang. Es begann eine Art von Tanz, dergleichen er
weder in Burg, noch in Deuben, noch auf den andern Dörfern umher, jemals
gesehen hatte. Das Sonderbarste von allem war aber, dass er dazu mit der
grössten Fertigkeit eine Mulik spielte, die er in seinem Leben noch niemals
 
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