Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Becker, Wilhelm Gottlieb; Tauber, Andreas [Hrsg.]; Pursh, Frederick [Hrsg.]; Block, Ludwig Heinrich von [Hrsg.]
Der Plauische Grund Bei Dresden: Mit Hinsicht Auf Naturgeschichte Und Schöne Gartenkunst ; Mit fünf und zwanzig Kupferblättern — Nürnberg, 1799

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17514#0168

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
■- 121 —
Die wunderbaren und seltsamen Fabeln von diesen Wahlen, ihren Geheim-
nissen und den Ungeheuern entdeckten Schätzen in unsern Gebirgen, die lieh von
Alters her bis aus unsere Zeiten unter kurzsichtigen Menfchen fortgepflanzt hatten,
wurden durch obiges Büchlein wieder angefrifcht und auss neue in Umlaus gebracht.
Besonders erregte das darin erzählte Gefchichtchen von einem reich gewordenen
Wahlen in Venedig die Aufmerksamkeit auf daßelbe. Das Mährchen war zwar
fchon lange zur Völkssage geworden; aber nun war es, wiewohl in etwas ver-
änderter Geltalt, sörmlich gedruckt, und hatte dadurch das Gepräge der Wahrheit
erhalten. Ein Wahle hatte nämlich viele Jahre hinter einander bei einem armen
Manne, der lieh immer fo dienftfertig als möglich gegen ihn benommen, eine gewilfe
Zeit feine Herberge gehabt. Des Morgens war er gewöhnlich ausgegangen, und
des Abends hatte er immer kleine Säckchen mit Steinen nach Hause gebracht, die er
denn auch, wenn er wieder heimgereifet war, alle mit lieh genommen hatte. Endlich
nahm er einmal von feinem Wirthe auf immer Abfchied, gab ihm etliche Gold-
Rücke, und äufserte dabei, er wünfehe ihn oder feine Kinder auch einmal bei lieh,
bewirthen zu können. In der Folge trug es lieh auch wirklich zu, dafs einer
von den älteßen Söhnen diefes Mannes als Soldat mit der kaiferlichen Armee nach
Italien kam. Hier ward er verwundet, mufste feinen Abfchied nehmen, und da
er nicht weit von Venedig entfernt war, fo bekam er Lust diefe Stadt zu sehen.
Als er gegen Mittag angekommen war, und eben an einem Canale f'tand, über
welchen er gern hinübergefahren wäre, wenn er nicht die Korten gefcheut hätte,
kam ein vornehmer Herr, um fich überfetzen zu lassen. Diefer bemerkte ihn,
sah ihm schars ins Gelicht, und sragte ihn endlich, ob er nient aus dem fäch-
sischen Erzgebirge sei und so und fo hiesse. Der Soldat bejahte die Fragen, und
der unbekannte Herr nahm ihn mit nach Haufe. Hier sragte er denseiben, ob er
ihn nicht mehr kenne. Nein, antwortete der Soldat. Nun so will ich dir Jeman-
den bringen, entgegnete er, den du gewiss kennen wirst, und gieng zum Zimmer
hinaus. Nach einer Weile kam er in der alten zerrilsen Kleidung zurück, die er
gewöhnlich aus seinen Reisen getragen hatte, und nun erkannte ihn der erftaunte
Soldat den Augenblick. Siehit du, fagte jener, diefes schöne Haus und ein
ansehnliches Vermögen habe ich mir aus den Steinchen erworben, die ich in eurer
Gegend aufgelefen habe» Er-bewirthete den jungen Menschen auss heste, liefs
ihm Kleider machen, behielt ihn einige Wochen bei fich, und beschenkte ihn bei
seiner Abreife sür sich und seinen Vater mit einigen hundert Thalern. — So lautes:
H h
 
Annotationen