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Becker, Wilhelm Gottlieb; Tauber, Andreas [Hrsg.]; Pursh, Frederick [Hrsg.]; Block, Ludwig Heinrich von [Hrsg.]
Der Plauische Grund Bei Dresden: Mit Hinsicht Auf Naturgeschichte Und Schöne Gartenkunst ; Mit fünf und zwanzig Kupferblättern — Nürnberg, 1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.17514#0173

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der dielcr romantischen Landschast den Vorzug ftreitig machte? — Und dennoch
bliebe darin die Natur der Hauptcharakter $ die Kunft begegnete ihr nur zuweilen
als eine gesellige Freundin, und erhöhte durch ihren gesälligen Zauber die Anmuth
und Würde, wodurch dieses herrliche Thal fchon itzt so anziehend ist.
Ich glaube nicht, dass man diesem Verfchönerungsplane den Vorwurf machen
könne, als würde durch Besolgung delselben die Natur mit Gegenftänden der Kunst
überhäuft werden. In einer Länge von dritthalb Stunden verfchieben sich alle die
Anlagen, die ich entworsen, weit genug aus einander, und man bemerkt kaum die
Kunst, die ihr bisweilen zu Hülse gekommen; Tie erfcheinet im Ganzen vielmehr als
ein Nebenbedürfniss, was gleichsam unbeabsichtet zur allgemeinen Verschönerung
beiträgt. Nur hie und da in einzelnen Theilen erblickt man die Absicht, eine fchöne
Parthie sür öftern Genuss noch bequemer und angenehmer zu machen. Doch alles
diess wird nur allmählig entdeckt, denn überall lieht man im Grofsen die wahre
Natur, und rings aus den Höhen, so wie in den Tiesen das rege und wirksame Stre-
ben, ihr alles, was sie dem Nahrungssleiss darbeut, aus mancherlei Arten abzuge-
winnen. Die Kunstgebäude, die man erblickt, sind ihrer Bestimmung gemäss, und
•wenige nur sind bloss sür Vergnügen und Aussicht berechnet. Die einsachen We^e
die man gezogen, um Höhen und Thäler leicht zu verbinden, find, ohne dem Feldbau
Schaden zu thun, ost eben so nützlich, als angenehm und bequem. Die sremden
Gehölze und Pslanzen, die anspruchlos an Felsen und Lehnen unter den einheimi-
schen hervorblicken, und deren mehrere Nutzen versprechen, fcheinen dem Erd-
boden hier ursprünglich entspro/sen zu feyn , nnd werden den Pflanzenkenner, der
hier schon reichliche Nahrung sindet, noch interessanter befchästigen und fpäterhin
ungewiss lallen, ob dies ihr wirkliches Vaterland fei.
So wenig man also diesen Entwurf, das Thal zu verfchönern, der Überladuns:
beschuldigen dürfte, so wenig träse denfelben der Ein wand zu beträchtlicher Koften
welche die Aussührung delselben erfordern würde. Der reiche Besitzer des Ganzen
vermöchte fie fchon zu bestreiten; auch wär' es nicht nöthig, dafs alles auf einmal
gefchähe. Den grössten Aufwand verlangten die Hauptgebäude, die zum Bewohnen
beftimmt sind, und diefe würde ein Mann von solchem Vermögen lieh auch in andern
Befitzungen bauen, vielleicht nur, wie Manche, mit wenig Gefchmack, aber immer
mit gleichen bedeutenden Koften. Geschmack erhöht den Auswand in Bauen gewifs
nicht erheblich; ja ostmals kommen Gefchmacklosigkeit und Mangel an Plan dem
Bauherrn höher zu stehen. Wie oft wird nicht das schon Gebaute wieder nieder-
 
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