Einleitung.
Dioskurides — Andere nennen ihn Dioskorides, auch bei Erro-
tianos (Exposit. voc. Hippocr. p. 214) und Galen an verschiedenen Stellen
heisst er so; welche Lesart die bessere und richtigere ist, wissen wir
nicht, doch wird die erstere vorgezogen, weil man sie als die dialektische,
die andere als die gemein-griechische betrachtet. Statt Pedanios lesen
Manche Pedakios, die besseren Codices haben die erstere Bezeichnung;
die Griechen nahmen, wenn sie in römische Dienste traten, häufig den
Namen eines Patriciergeschlechtes an, und so hat unser Schriftsteller den
der gens Pedania adoptirt. Anazarbeus heisst er von seiner Vaterstadt
Anazarba oder Anazarbos — heute Ainvarza — in Kilikien, einer Land-
schaft Kleinasiens, welche im Osten an Sv^en und im Süden an das
Mittelmeer grenzte, bei Galen (tom. XIII p. 8’5/ ed. Kühn) auch Tarseus
von Tarsos, der Hauptstadt der genannten j^an’Jfciiaft, in deren Nähe
sein Heimathstädtchen lag. Dass hier unser SchriftsUV'r gemeint ist,
unterliegt wohl keinem Zweifel, da Galen angibt, er (Dioskunaes; LAe
dem Asklepiaden Areios — der nämliche, welchem er sein ganzes Werk
gewidmet hat —- ein Arzneimittel gegen Blutspeien mitgetheilt; Fabricius
(Bibi, graec.) hält gar das Wort Tarseus für corrumpirt aus Anazarbeus.
Ueber das Leben des Dioskurides wissen wir nur das, was er selbst
mittheilt, und das ist herzlich wenig. In der Vorrede zu seiner Materia
medica sagt er, dass er in seiner kriegerischen Laufbahn — wie Sprengel
mit Recht vermuthet, als römischer Militärarzt — viele Länder gesehen, und
dass er von Jugend auf für die Naturwissenschaften begeistert gewesen sei.
Wo er allerwärts gewesen ist, gibt er weiter nicht an; die Römer waren
damals unter Claudius (41—54) und Nero (54—68) in Mauretanien be-
schäftigt und begannen die Unterwerfung von Britannien. Seine Studien
machte er wahrscheinlich zu Tarsos mit seiner höheren Lehranstalt für
Philosophie und Grammatik und in Alexandrien, dem damals berühmtesten
und blühendsten Sitze der Wissenschaften.
Berendes, Arzneimittellehre des Dioskurides. 1
Dioskurides — Andere nennen ihn Dioskorides, auch bei Erro-
tianos (Exposit. voc. Hippocr. p. 214) und Galen an verschiedenen Stellen
heisst er so; welche Lesart die bessere und richtigere ist, wissen wir
nicht, doch wird die erstere vorgezogen, weil man sie als die dialektische,
die andere als die gemein-griechische betrachtet. Statt Pedanios lesen
Manche Pedakios, die besseren Codices haben die erstere Bezeichnung;
die Griechen nahmen, wenn sie in römische Dienste traten, häufig den
Namen eines Patriciergeschlechtes an, und so hat unser Schriftsteller den
der gens Pedania adoptirt. Anazarbeus heisst er von seiner Vaterstadt
Anazarba oder Anazarbos — heute Ainvarza — in Kilikien, einer Land-
schaft Kleinasiens, welche im Osten an Sv^en und im Süden an das
Mittelmeer grenzte, bei Galen (tom. XIII p. 8’5/ ed. Kühn) auch Tarseus
von Tarsos, der Hauptstadt der genannten j^an’Jfciiaft, in deren Nähe
sein Heimathstädtchen lag. Dass hier unser SchriftsUV'r gemeint ist,
unterliegt wohl keinem Zweifel, da Galen angibt, er (Dioskunaes; LAe
dem Asklepiaden Areios — der nämliche, welchem er sein ganzes Werk
gewidmet hat —- ein Arzneimittel gegen Blutspeien mitgetheilt; Fabricius
(Bibi, graec.) hält gar das Wort Tarseus für corrumpirt aus Anazarbeus.
Ueber das Leben des Dioskurides wissen wir nur das, was er selbst
mittheilt, und das ist herzlich wenig. In der Vorrede zu seiner Materia
medica sagt er, dass er in seiner kriegerischen Laufbahn — wie Sprengel
mit Recht vermuthet, als römischer Militärarzt — viele Länder gesehen, und
dass er von Jugend auf für die Naturwissenschaften begeistert gewesen sei.
Wo er allerwärts gewesen ist, gibt er weiter nicht an; die Römer waren
damals unter Claudius (41—54) und Nero (54—68) in Mauretanien be-
schäftigt und begannen die Unterwerfung von Britannien. Seine Studien
machte er wahrscheinlich zu Tarsos mit seiner höheren Lehranstalt für
Philosophie und Grammatik und in Alexandrien, dem damals berühmtesten
und blühendsten Sitze der Wissenschaften.
Berendes, Arzneimittellehre des Dioskurides. 1