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Dioscorides, Pedanius; Berendes, Julius [Transl.]
Des Pedanios Dioskurides aus Anazarbos Arzneimittellehre in fünf Büchern — Stuttgart: Verlag von Ferdinand Enke, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.69903#0377
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Viertes Buch.

Nachdem ich in den drei vorigen Büchern, theuerster Areios, von
den Gewürzen, Gelen, Salben, Bäumen, Thieren, Getreide- und Gemüse-
arten, von Wurzeln, Säften und Kräutern gehandelt habe, werde ich in
diesem, dem vierten, über die übrigen Kräuter und Wurzeln weiter reden.
Cap. 1. Περί Κέστροο. Kestron. Das Kestron, welches auch
Psychotrophon heisst, weil es in den kältesten Gegenden sich findet und
welches die Römer Vettonica1) nennen, ist ein Kraut mit dünnem, vier-
kantigem Stengel von der Höhe einer Elle oder grösser. Die Blätter
sind gross, weich, denen der Eiche ähnlich, am Rande eingeschnitten,
wohlriechend, an der Wurzel aber grösser. An der Spitze der Zweige
sitzt der Same in Aehren wie beim Saturei. Die Blätter dieser Pflanze
muss man sammeln und trocknen, von ihnen wird ein vielfacher Gebrauch
gemacht. Die Wurzeln darunter sind dünn wie bei der Nieswurz, sie be-
wirken, mit Honigwasser genommen, das Erbrechen galliger Stoffe. Von
den Blättern wird gegen Krämpfe, innere Rupturen, Gebärmutterleiden und
Gebärmutterkrämpfe 1 Drachme im Trank mit Honigwasser gegeben2),
gegen Bisse giftiger Thiere 3 Drachmen mit 2 Kotylen Wein. Auch als
Umschlag ist das Kraut bei Bissen giftiger Thiere von Nutzen; gegen
tödtliche Gifte ist 1 Drachme mit Wein getrunken ein wirksames Mittel.
Wenn es aber Jemand vorher trinkt und dann ein tödtliches Gift nimmt,
wird dieses ihm nichts schaden. Es ist ferner harntreibend und nach
unten durch den Bauch abführend. Mit Wasser getrunken hilft es bei
Epilepsie und Wahnsinn, zu 1 Drachme mit Sauerhonig getrunken bei
Leber- und Milzkrankheiten. Es befördert auch die Verdauung, wenn
man es nach der Mahlzeit bohnengross mit gekochtem Honig nimmt. In
gleicher Weise wird es auch bei saurem Aufstossen gegeben, den Magen-
leidenden zum Kauen und den Saft hinunterzuschlucken, dann mit Wasser
gemischten Wein nachzuschlürfen. Weiter wird es in der Gabe von
 
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