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Dioscorides, Pedanius; Berendes, Julius [Übers.]
Des Pedanios Dioskurides aus Anazarbos Arzneimittellehre in fünf Büchern — Stuttgart: Verlag von Ferdinand Enke, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.69903#0057
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I. Buch. Cap. 18.

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pflanze durch den österreichischen Gesandten in Constantinopel erhielt und die-
selbe abbildete, hält gleichfalls dafür, dass der oberirdische Theil derselben ge-
meint sei.
Janus Cornarius (Emblem, ad Diosc., 1557) bezieht die Beschreibung des
D. theils auf den oberirdischen Theil der Pflanze, theils auf die Wurzel (vgl. Bauhin
et Cherler lib. XIX p. 735 sqq.).
Wir haben also aller Wahrscheinlichkeit nach unter Calamus aromaticus des
D. eine von Acorus Calamus verschiedene Pflanze zu betrachten.
Flückiger (Pharmakogn. S. 354) sagt: Wohl mag ursprünglich darunter
(unter Calamus aromaticus) ein wohlriechendes indisches Gras aus dem Genus Andro-
pogon verstanden worden sein, wie z. B. Trinius (Clavis Agrostograph. antiq., 1882,
S. 10 — 15), Dierbach (Archiv XXV 161, 1828), Royle (Essay on the antiq. of
Dindon Med., 1837, 34, 82), Dulaurier (Journ. asiat. 1846, VIII 136) angenommen
haben, oft aber wurden, besonders in neuerer Zeit, jene Bezeichnungen auf Acorus
Calamus übertragen.
Bauhin (lib. XIX p. 737) schreibt: Im Jahre 1574 sah Clusius zuerst die
blühende Pflanze mit sehr wohlriechenden Blättern zu Wien, welche durch Mit-
glieder der Gesandtschaft beim türkischen Sultan dorthin gekommen war. Er selbst
habe sie in Stuttgart, Paris und Strassburg üppig gedeihen sehen. Sie erfordere
feuchten sandigen Boden nahe bei Wasser, sie werde alle Jahre aus dem Boden ge-
nommen und, nachdem die Wurzeln abgeschnitten sind, würden die Summitates in
handbreiter Entfernung von einander in den Boden gesteckt, wodurch sie reichlich
vermehrt werde und schon im zweiten Jahre blühe.
Kosteletzky hält die Pflanze für Andropogon Nardus L. (Gramineae), Narden-
Bartgras.
Beim Kalmus sagt er: Von Acorus Calamus L. findet sich im ganzen südlichen
Asien eine auffallende Varietät, die vielleicht bei genauerer Untersuchung als eine
eigene Species sich bewähren dürfte (G. E. Rumph, Herbar. amboinense, 1741—50,
Vol. V T. 72 Fig. 1). Sie ist in allen Theilen viel kleiner, die Wurzel dünn, brauner,
schärfer. Die Blätter sind 15—30 cm hoch, schmal und fester, auch der Schaft mit
nur kurzer Spitze. Der Kolben ist 4 cm lang, federkieldick, den Kätzchen von Corylus
ähnlich. Die Wurzel ist unserem Kalmus an Wirksamkeit gleich und war bis zum
16. Jahrhundert der Calamus aromaticus der meisten europäischen Aerzte.
Cap. 18. Περί Βαλσάμου. Balsam. Der Baum erscheint von
der Grösse des Lykions oder Feuerdorns1) und hat Blätter denen der
Raute ähnlich, aber viel heller und mehr immergrün, er wächst nur in
Indien in einem bestimmten Thale und in Aegypten.
Sie (die Bäume) unterscheiden sich von einander durch Rauheit2),
Grösse und Schlankheit. Darum wird das Dünne und Haarförmige des
Strauches der Schnitt genannt, jedenfalls weil es, da es schlank ist, leicht
zu schneiden ist. Das sogen. Opobalsamon3) wird gewonnen in der Zeit
der Hundstagshitze, indem der Baum mit eisernen Werkzeugen ange-
schnitten wird. Es fliesst jedoch spärlich, so dass zu jeder Zeit nicht
mehr als sechs bis sieben Chus4) gesammelt werden; es wird aber in
dortiger Gegend um das Doppelte Silber verkauft5). Gut ist aber der
Saft, wenn er frisch ist, einen kräftigen Geruch hat und unverfälscht ist,
säuerlich schmeckt, leicht fliesst, blank und zusammenziehend ist und auf
 
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