I. Buch. Cap. 33.
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Von vorhandenem Oele giesse das bessere in einen Kessel, koche, bis es
die Consistenz des Honigs erhalten hat und gebrauche es, denn es besitzt
dieselbe Kraft, wie das vorher genannte.
’) d. h. um das Sehen zu schärfen.
Cap. 31. Περί ελαίου έκ της άγριας ελαίας. Oel des wilden
Oelbaumes. Das Oel des wilden Oelbaumes ist adstringirender, für den
Gebrauch in gesunden Tagen kommt es an zweiter Stelle. Es wirkt gegen
Kopfschmerzen an Stelle des Rosenöls, hält den Schweiss zurück und ver-
hindert das Ausfallen der Haare. Es vertreibt Schorf, bösen Grind und
Aussatz1), auch verzögert es, jeden Tag eingerieben, das Grauwerden der
Haare.
*) Unter λέπρα ist nicht die unheilbare Lepra nodosa, sondern eine Art Räude
zu verstehen, welche die Haut rauh und schuppig macht.
Cap. 32. 'Έλαιον λευκόν. Weisses Oel. Das Oel wird auf
folgende Weise weiss gemacht: Nimm solches von weisser Farbe, welches
nicht über ein Jahr alt ist, und giesse es in ein neues irdenes, weithalsiges
Gefäss, es sei ein Maass von 100 Kotylen. Dann setze es an die Sonne und
fülle es jeden Tag um Mittag mit einer Muschelschale um, es aus dei·
Höhe herabströmen lassend, damit es durch das fortwährende Bewegen
und Stürzen umgerührt wird und schäumt. Am achten Tage feuchte
50 Drachmen reinen Bockshornsamen mit warmem Wasser an und wirf
ihn angeweicht, ohne das Wasser auszudrücken, in das vorgenannte
Oel. Weiter gib hinzu von äusserst fettem, fein gespaltenem Fichten-
holz gleich viele Drachmen und lass es ebenso acht Tage auf einander
ein wirken; nach diesen schöpfe das Oel mit einer Schale um. Das Ganze
nun, wenn die Operation beendet ist, bringe in ein neues, mit altem Wein
ausgespültes Gefäss, nachdem vorher 11 Unzen Steinkleesträucher und
ebenso viel Schwertlilie hineingestreut sind, und setze es bei Seite; wenn
aber nicht (es gut geworden ist), setze es wiederum an die Sonne. Und
das ist zu thun, bis es weiss geworden ist.
Die ganze hierbei angewandte Operation läuft darauf hinaus, das Oel von
den Schleimtheilen zu befreien. Die wohlriechenden Sträucher von Melilotus und
Iris sollen dem Oele zugleich etwas Wohlgeruch verleihen. Der Oelbaum, ursprüng-
lich in Asien heimisch, wurde seit den ältesten Zeiten in Nordafrika und Südeuropa
cultivirt; er stand unter dem Schutze der Athene.
Die Alten scheinen nur aus dem Fruchtfleisch das Oel gewonnen zu haben,
während jetzt auch die Samenkerne mitbenutzt werden. Jenes, kalt gepresst, ist das
Olivenöl, dieses nennt man Baumöl (s. Cap. 136 ff.).
Cap. 33. Περί σικυωνίου ελαίου. Sikyonisches Oel. Nach
dem Vorhergesagten lässt sich das sikyonische Oel auch so bereiten: In
einen weiten verzinnten Kessel giesse 1 Chous frisches weisses Oel von
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Von vorhandenem Oele giesse das bessere in einen Kessel, koche, bis es
die Consistenz des Honigs erhalten hat und gebrauche es, denn es besitzt
dieselbe Kraft, wie das vorher genannte.
’) d. h. um das Sehen zu schärfen.
Cap. 31. Περί ελαίου έκ της άγριας ελαίας. Oel des wilden
Oelbaumes. Das Oel des wilden Oelbaumes ist adstringirender, für den
Gebrauch in gesunden Tagen kommt es an zweiter Stelle. Es wirkt gegen
Kopfschmerzen an Stelle des Rosenöls, hält den Schweiss zurück und ver-
hindert das Ausfallen der Haare. Es vertreibt Schorf, bösen Grind und
Aussatz1), auch verzögert es, jeden Tag eingerieben, das Grauwerden der
Haare.
*) Unter λέπρα ist nicht die unheilbare Lepra nodosa, sondern eine Art Räude
zu verstehen, welche die Haut rauh und schuppig macht.
Cap. 32. 'Έλαιον λευκόν. Weisses Oel. Das Oel wird auf
folgende Weise weiss gemacht: Nimm solches von weisser Farbe, welches
nicht über ein Jahr alt ist, und giesse es in ein neues irdenes, weithalsiges
Gefäss, es sei ein Maass von 100 Kotylen. Dann setze es an die Sonne und
fülle es jeden Tag um Mittag mit einer Muschelschale um, es aus dei·
Höhe herabströmen lassend, damit es durch das fortwährende Bewegen
und Stürzen umgerührt wird und schäumt. Am achten Tage feuchte
50 Drachmen reinen Bockshornsamen mit warmem Wasser an und wirf
ihn angeweicht, ohne das Wasser auszudrücken, in das vorgenannte
Oel. Weiter gib hinzu von äusserst fettem, fein gespaltenem Fichten-
holz gleich viele Drachmen und lass es ebenso acht Tage auf einander
ein wirken; nach diesen schöpfe das Oel mit einer Schale um. Das Ganze
nun, wenn die Operation beendet ist, bringe in ein neues, mit altem Wein
ausgespültes Gefäss, nachdem vorher 11 Unzen Steinkleesträucher und
ebenso viel Schwertlilie hineingestreut sind, und setze es bei Seite; wenn
aber nicht (es gut geworden ist), setze es wiederum an die Sonne. Und
das ist zu thun, bis es weiss geworden ist.
Die ganze hierbei angewandte Operation läuft darauf hinaus, das Oel von
den Schleimtheilen zu befreien. Die wohlriechenden Sträucher von Melilotus und
Iris sollen dem Oele zugleich etwas Wohlgeruch verleihen. Der Oelbaum, ursprüng-
lich in Asien heimisch, wurde seit den ältesten Zeiten in Nordafrika und Südeuropa
cultivirt; er stand unter dem Schutze der Athene.
Die Alten scheinen nur aus dem Fruchtfleisch das Oel gewonnen zu haben,
während jetzt auch die Samenkerne mitbenutzt werden. Jenes, kalt gepresst, ist das
Olivenöl, dieses nennt man Baumöl (s. Cap. 136 ff.).
Cap. 33. Περί σικυωνίου ελαίου. Sikyonisches Oel. Nach
dem Vorhergesagten lässt sich das sikyonische Oel auch so bereiten: In
einen weiten verzinnten Kessel giesse 1 Chous frisches weisses Oel von