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Dioscorides, Pedanius; Berendes, Julius [Transl.]
Des Pedanios Dioskurides aus Anazarbos Arzneimittellehre in fünf Büchern — Stuttgart: Verlag von Ferdinand Enke, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.69903#0071
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I. Buch. Cap. 37.

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Cap. 36. 'Ρύπος γυμνασίων. Der Schmutz der Turnplätze.
Auch der Schmutz von den Wänden der Turnplätze und der von den
Bildsäulen erwärmt und erweicht und zertheilt unreife Geschwüre, auch
ist er heilsam bei Hautabschälungen und alten Wunden.
Es ist der an den Wänden und Bildsäulen durch Anlehnen, Berühren u. s. w.
angesetzte Schmutz von Schweiss, Oel und Staub. Den der Bildsäulen will man auf
natürliche Ausschwitzungen zurückführen. Theophrast (Hist, plant. V 9, 8) sagt, dass
die aus Gedern- und ähnlichem Holz verfertigten Bildsäulen Feuchtigkeit ausschwitzen,
und diese mit Staub gemischt soll abgekratzt als Heilmittel dienen.
Cap. 37. Περί Έλαιομέλιτος. Honigöl. Das Honigöl fliesst in
der Gegend von Palmyra in Syrien aus dem unteren Stammende der
Oelbäume, dicker als Honig, von süssem Geschmack, welches, in einer
Menge von 2 Bechern mit 1 Kotyle Wasser genommen, das Rohe und
Gallige aus dem Bauche abführt; kraftlos und schlaff aber werden die-
jenigen, welche es nehmen, was jedoch keine Furcht einflössen darf, man
muss diese aufmuntern, dass sie nicht in Schlafsucht verfallen.
Das Oel wird auch aus dem Fette der Zweige bereitet. Das beste
davon ist das alte, dickliche, fette und nicht trübe. Es erwärmt aber
und wirkt eingestrichen ganz besonders gegen die Verdunkelungen auf
der Pupille, heilt auch als Salbe Aussatz und Neuralgien (Sehnen-
schmerzen?).
Plinius XV 32 sagt bei Pechöl: An der Küste von Syrien erzeugt es sich von
selbst und heisst Oelhonig. Es fliesst aus Bäumen, ist fett, dicker als Honig, dünner
als Harz und von süssem Geschmack. XXIII 96 gibt er übereinstimmend mit D.
weiter die Eigenschaften, Anwendung und Wirkung an.
Die Schriftsteller des späten Mittelalters kennen die Masse nicht; Matthiolus
sagt, dass er unter allen Producten Syriens dieselbe nie gesehen oder je davon ge-
gehört habe. Valerius Cordus hält sie für ein dem Oleum Betulae oder Querens
ähnliches, freiwillig austretendes Product, welches sich auch künstlich aus den
Zweigen gewinnen liesse. Andere halten die Substanz für eine Manna-Art.
Pena und Μ. de Lobei (Adversar. Opus) (bei Bau hin et Cherler lib. VI
p. 24) berichten, dass sie in der That beobachtet hätten, wie aus Oelbäumen in den
Weingärten freiwillig und nach Verwundung eine honigartige Flüssigkeit austrete.
D. scheint selbst über die Sache wenig unterrichtet gewesen zu sein, da er nicht
einmal die künstliche Bereitungsweise angibt.
Das Honigöl ist jedenfalls ein pathologisches Product. In der Gegend von
Bibans, einem Dorfe Mansourahs in Unterägypten, steht eine grosse Anzahl von Oel-
bäumen, welche im Sommer reichliche Mengen einer der Manna ähnlichen Substanz
ausschwitzen, die Eingeborenen nennen sie Assal zitoun, Oelhonig. Nach Bathandier
(Bull, comm., März 1901) besteht die Masse aus 52% Mannit, 7,8% reducirendem
Zucker (Glukose), 9,3 % durch Alkohol fällbaren Stoffen, 12,2 % Resten von Insecten
und sonstigen Verunreinigungen, 13,5% Wasser.
Die Bäume, welche diese Substanz absondern, zeigen durchgängig Krankheits-
erscheinungen. Die Abscheidung geht hauptsächlich am Stamm und an den stär-
keren Aesten vor sich und wird wahrscheinlich durch eine Bacterienart hervorgerufen,
die im Cambium vegetirt und so den Baum krank macht.
 
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