I. Buch. Cap. 149.
129
J) Trank, wegen der Saftigkeit. 2) φοινικοβάλανοι. 3) Nussartige Datteln, eine
feinere Sorte.
Phoenix dactylifera L. (Palmae-Phoeniceae), Dattelpalme.
Die eigentliche Heimath dieses sehr nützlichen, prachtvollen Baumes, der Dorf-
linde Arabiens, sind die Landstrecken an der Nord- und Südgrenze der Sahara, ferner
Nubien, Oberägypten, Arabien und Persien. Berühmt war Syrien durch seine
Datteln; Theophrast (Hist. pl. II 6, 2) rühmt die von Kölesyrien, Galen sagt, die
besten kämen von Jericho, hiess doch diese Stadt selbst Palmyra, hebr. Tadmor, die
Dattelstadt. Zum vollen Gedeihen bedarf der Baum eines salzhaltigen, feuchten
Bodens und der Gluthhitze der Wüste. In Griechenland wird er als Zierbaum ge-
zogen, trägt aber keine Früchte, äusser (nach Fraas) bei Kalamata, er heisst dort
Kurmadia oder Phoinikia, die Früchte heissen Kurmades und Daktyla. In den heissen
Gegenden Italiens, z. B. bei Nizza, San Remo, Genua werden reife Früchte erzielt;
den Baum nennt man Palma, die Frucht Dattero.
Schon bei den Völkern des grauen Alterthums finden wir eine grosse Vorliebe
für den Baum und seine Frucht. Der Stamm lieferte vorzügliches Nutzholz (Theophr.
Hist. pl. V 3, 6; V 6, 1), die Blätter wurden zu Flechtwerk, Seilen u. dergl. ver-
wandt (Varro, De re rüst. I 22; Plinius XIII 30; XVI 89). Die Früchte lieferten eine
wohlschmeckende Speise, dienten auch als Arzneimittel und zur Bereitung des Dattel-
weins (Talm. Tr. Berach. 65; Plin. XIV 102; Herod. I 194).
Plinius gibt die künstliche Befruchtung der Dattelpalme in ihrer Heimath an,
indem die männlichen Blüthen, die Wollhaare und der Blüthenstaub (pulvis seminis)
mit dem weiblichen in Berührung gebracht wurden; ebenso Theophrast (Hist. pl. II
8, 4), er berichtet dann (IV 4, 13) weiter, dass der Genuss der trockenen Datteln in
Gedrosia den Erstickungstod herbeiführte.
Plinius unterscheidet nach der Güte der Frucht die königlichen Datteln von Ba-
bylon, Syagren und M ar g ar i d en (Perlen, wegen der runden Form), die des Südens,
die Sandaliden (von der Aehnlichkeit mit Sandalen), die Karyoten, besonders
zur Weinfabrikation geeignet, die Nikolaen, weniger saftreich, aber gross, die
Adelphiden (Geschwister), die Pateten (πατητός, zertreten), welche so saftreich
sind, dass sie am Baume platzen und wie zertreten aussehen, die Daktylen, lang
und schlank, die Juden nennen sie C h y d ä e n, Ausschuss.
Die heute nach Europa gebrachten Datteln kommen wohl zumeist von der
Nordküste Afrikas, von Tunis über Genua oder Marseille.
Cap. 149. Περί φοινίκων θηβαϊκών. Thebanische Datteln.
Die Abkochung der thebanischen Datteln lindert die Fieberhitze und stellt
mit altem Honigmeth genommen die Kräfte wieder her; auch sie selbst
leisten gegessen dasselbe. Es wird aber auch Wein aus ihnen gemacht1),
von derselben Kraft wie die Frucht. Auch die Abkochung derselben für
sich allein als Trank oder Gurgelmittel adstringirt und stopft kräftig.
Die Dattelkerne werden in einem neuen Topfe wie alles Andere gebrannt,
dann wäscht man sie, in Wein abgelöscht, ab und gebraucht sie als Er-
satz für Spodium zur Verschönerung der Augenlider; wenn sie aber nicht
hinreichend gebrannt sind, geschieht dasselbe nochmals. Sie haben zu-
sammenziehende, hautbildende Kraft, die sich bei Bläschen auf den Augen,
bei Staphylom2) und gegen Ausfallen der Augenwimpern zusammen mit
Narde wirksam erweist. Mit Wein hemmen sie Fleischwucherungen und
Berendes, Arzneimittellehre des Dioskurides. 9
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J) Trank, wegen der Saftigkeit. 2) φοινικοβάλανοι. 3) Nussartige Datteln, eine
feinere Sorte.
Phoenix dactylifera L. (Palmae-Phoeniceae), Dattelpalme.
Die eigentliche Heimath dieses sehr nützlichen, prachtvollen Baumes, der Dorf-
linde Arabiens, sind die Landstrecken an der Nord- und Südgrenze der Sahara, ferner
Nubien, Oberägypten, Arabien und Persien. Berühmt war Syrien durch seine
Datteln; Theophrast (Hist. pl. II 6, 2) rühmt die von Kölesyrien, Galen sagt, die
besten kämen von Jericho, hiess doch diese Stadt selbst Palmyra, hebr. Tadmor, die
Dattelstadt. Zum vollen Gedeihen bedarf der Baum eines salzhaltigen, feuchten
Bodens und der Gluthhitze der Wüste. In Griechenland wird er als Zierbaum ge-
zogen, trägt aber keine Früchte, äusser (nach Fraas) bei Kalamata, er heisst dort
Kurmadia oder Phoinikia, die Früchte heissen Kurmades und Daktyla. In den heissen
Gegenden Italiens, z. B. bei Nizza, San Remo, Genua werden reife Früchte erzielt;
den Baum nennt man Palma, die Frucht Dattero.
Schon bei den Völkern des grauen Alterthums finden wir eine grosse Vorliebe
für den Baum und seine Frucht. Der Stamm lieferte vorzügliches Nutzholz (Theophr.
Hist. pl. V 3, 6; V 6, 1), die Blätter wurden zu Flechtwerk, Seilen u. dergl. ver-
wandt (Varro, De re rüst. I 22; Plinius XIII 30; XVI 89). Die Früchte lieferten eine
wohlschmeckende Speise, dienten auch als Arzneimittel und zur Bereitung des Dattel-
weins (Talm. Tr. Berach. 65; Plin. XIV 102; Herod. I 194).
Plinius gibt die künstliche Befruchtung der Dattelpalme in ihrer Heimath an,
indem die männlichen Blüthen, die Wollhaare und der Blüthenstaub (pulvis seminis)
mit dem weiblichen in Berührung gebracht wurden; ebenso Theophrast (Hist. pl. II
8, 4), er berichtet dann (IV 4, 13) weiter, dass der Genuss der trockenen Datteln in
Gedrosia den Erstickungstod herbeiführte.
Plinius unterscheidet nach der Güte der Frucht die königlichen Datteln von Ba-
bylon, Syagren und M ar g ar i d en (Perlen, wegen der runden Form), die des Südens,
die Sandaliden (von der Aehnlichkeit mit Sandalen), die Karyoten, besonders
zur Weinfabrikation geeignet, die Nikolaen, weniger saftreich, aber gross, die
Adelphiden (Geschwister), die Pateten (πατητός, zertreten), welche so saftreich
sind, dass sie am Baume platzen und wie zertreten aussehen, die Daktylen, lang
und schlank, die Juden nennen sie C h y d ä e n, Ausschuss.
Die heute nach Europa gebrachten Datteln kommen wohl zumeist von der
Nordküste Afrikas, von Tunis über Genua oder Marseille.
Cap. 149. Περί φοινίκων θηβαϊκών. Thebanische Datteln.
Die Abkochung der thebanischen Datteln lindert die Fieberhitze und stellt
mit altem Honigmeth genommen die Kräfte wieder her; auch sie selbst
leisten gegessen dasselbe. Es wird aber auch Wein aus ihnen gemacht1),
von derselben Kraft wie die Frucht. Auch die Abkochung derselben für
sich allein als Trank oder Gurgelmittel adstringirt und stopft kräftig.
Die Dattelkerne werden in einem neuen Topfe wie alles Andere gebrannt,
dann wäscht man sie, in Wein abgelöscht, ab und gebraucht sie als Er-
satz für Spodium zur Verschönerung der Augenlider; wenn sie aber nicht
hinreichend gebrannt sind, geschieht dasselbe nochmals. Sie haben zu-
sammenziehende, hautbildende Kraft, die sich bei Bläschen auf den Augen,
bei Staphylom2) und gegen Ausfallen der Augenwimpern zusammen mit
Narde wirksam erweist. Mit Wein hemmen sie Fleischwucherungen und
Berendes, Arzneimittellehre des Dioskurides. 9